Samstag, 29. Dezember 2018

Minna Rytisalo - Lempi das heißt Liebe



Warum es sich zu lesen lohnt:

 

In den kompletten 224 Seiten geht es um Lempi und doch bleibt sie bis zum Ende des Buches eine verschwommene, schwer zu greifende Person, so wie die Frau, auf dem Cover des Buches.

Die Geschichte spielt  in Finnland zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Lempi, die Hauptperson, kommt selbst in dieser poetischen Geschichte nie zur Sprache, sondern wird uns von drei Personen aus ihrem Leben beschrieben. Ein ungewöhnlicher Erzählstil, der das Buch sehr anspruchsvoll und besonders macht.

Viljami, ihr Ehemann, beschreibt sie aus der Perspektive der Liebe. Er hat nur eine sehr kurze Zeit mit Lempi verbringen dürfen, bevor er in den Kriegsdienst eingezogen wurde. Er hat sie vergöttert. Ellis Blick auf Lempi ist geprägt von Eifersucht und Hass. Elli ist die Magd im Haus, die eigentlich gerne an Lempis Stelle wäre. Sisko ist Lempis Zwillingsschwester. Durch sie erfahren wir etwas über Lempis Kindheit und die Liebe und enge Verbundenheit der Geschwister zueinander.

So entsteht das Bild einer faszinierenden Person, deren Facetten nur schwer unter einen Hut zu bekommen sind. Dieser Roman zeigt, dass man einen anderen Menschen nie ganz kennt, sondern immer nur einen Teil. Es gibt somit auch immer mehrere Wahrheiten.

Ein sprachgewaltiges Buch, unbedingt lesen!

Anmerkung: Der Roman thematisiert die Geschichte Finnlands und das Verhältnis zu Deutschland. Ich wußte darüber sehr wenig und empfehle aus diesem Grund die Anmerkungen am Schluss des Buches zuerst zu lesen, weil dann Vieles leichter zu verstehen ist. 


Inhalt:


"Die Geschichte einer großen tragischen Liebe im finnischen Norden – hinreißend erzählt
Der junge Bauernsohn Viljami hat sich in Lempi, die Tochter des Ladenbesitzers aus der kleinen Stadt Rovaniemi in Lappland, verliebt. Hals über Kopf heiraten sie, und Lempi, der das Landleben fremd ist, zieht zu Viljami auf den Hof. Um sie zu entlasten, stellt ihr Mann die Magd Elli ein, die insgeheim selbst gern an seiner Seite wäre. Nach einem einzigen glücklichen Sommer wird Viljami 1943 zum Kriegsdienst eingezogen. Als er zurückkehrt, ist die Stadt zerstört und Lempi verschwunden. Dass sie wie ihre Zwillingsschwester mit einem Offizier nach Deutschland gegangen sei, kann er sich nicht vorstellen. Vielschichtig, emotional und mitreißend erzählt Minna Rytisalo in ihrem Debütroman von der Liebe." 


Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/lempi-das-heisst-liebe/978-3-446-26004-7/

Über das Buch:

 

Erscheinungsdatum: 23.07.2018
224 Seiten
Hanser Verlag
Fester Einband
ISBN 978-3-446-26004-7
21,00 €


 



Mittwoch, 12. Dezember 2018

Hjorth & Rosenfeldt - Die Opfer, die man bringt

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Krimis und Thriller lese ich nur sehr selten, aber der Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann fasziniert mich so sehr, dass ich den sechsten Teil der Reihe mit Vorfreude erwartet habe und dann auch gleich in einem Rutsch durchgelesen habe.

Sebastian Bergmann ist unsympathisch und bisweilen ein richtiges Arschloch. Er ist sexsüchtig und egoistisch. Aber er ist auch ein genialer Kriminalpsychologe, der Frau und Tochter bei dem Tsunami in Thailand verloren hat und seitdem unglücklich und rastlos ist. Ein bisschen kann man ihn also also verstehen, auch wenn seine Skrupellosigkeit manchmal schwer zu ertragen ist.

Auch in diesem Buch wird er wieder zu einem schwer lösbaren Fall dazugerufen. Wie immer ist die Story gut konstruiert und spannend. Eine Vergewaltigungsserie, die die Bewohner in Uppsala in Angst und Schrecken versetzt.

Aber es sind nicht die Fälle, die mich so begeistern. Es sind die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb des Teams der Reichsmordkommision, die ich nun schon seit Band 1 verfolge. Die Bücher sind zwar unabhängig voneinander zu lesen, weil pro Band ein Fall abgeschlossen wird, für mich ist aber die übergreifende Geschichte von Sebastian Bergmann, seiner Tochter Vanja (ebenfalls bei der Reichsmordkommision)Billy, Ursula und Torkel aus dem Team, der Aspekt der Bücher, die sie für mich so lesenswert machen.

Da hilft also nur eins: Band 1-6 besorgen und abtauchen, in diese hervorragende Krimireihe aus Schweden.


Inhalt:

"Ein Fall für Sebastian Bergman

Sebastian Bergman. Kriminalpsychologe. Er ist hochintelligent. Steht vor seiner schwersten Entscheidung. Aber wird er auch das Richtige tun?
Kriminalpsychologe Sebastian Bergman hat sich damit abgefunden, dass er Kommissar Höglunds Team bei der Reichsmordkommission verlassen musste. Er widmet sich seinem Buchprojekt und hält Vorträge, einzig zu Tatortanalytikerin Ursula hat er noch Kontakt. Seine Tochter Vanja will ihn weder sehen noch sprechen. Vanja arbeitet inzwischen bei der Polizei in Uppsala, sie ermittelt in einer perfiden Vergewaltigungsserie. Als die Reichsmordkommission eingeschaltet und auch Sebastian Bergman hinzugezogen wird, trifft das Team von einst wieder zusammen: Alte Konflikte drohen zu eskalieren. Und der brutale Vergewaltiger schlägt weiter zu. Bei der Suche nach ihm verdichten sich die Hinweise, dass er seine Opfer nicht zufällig auswählt. Doch gleich mehrere Personen scheinen verhindern zu wollen, dass die Verbindung zwischen den Frauen ans Licht kommt und der Täter gefasst wird."

Quelle: https://www.rowohlt.de/hardcover/michael-hjorth-die-opfer-die-man-bringt.html 

Über das Buch:

 

Verlag: Wunderlich
Erscheinungstermin: 11.10.2018
560 Seiten
ISBN: 978-3-8052-5088-7
übersetzt von: Ursel Allenstein; Ulla Ackermann
Deutsche Erstausgabe
22,95 €




Samstag, 24. November 2018

Christopher Wilson - Guten Morgen, Genosse Elefant





Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Das Buch nimmt uns mit auf eine Reise in die 50er Jahre der Sowjetunion. Der Erzähler ist Juri Zipit, ein 12jähriger Junge, der durch eine Verkettung von Zufällen zum Vorkoster Stalins wird und Einblick in die geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit erhält. 

Die Grausamkeiten dieses totalitären Systems aus der Sicht eines naiven Kindes zu beschreiben, ist ein besonderer Erzählstil, der mir sehr nahe gegangen ist. Immer wieder jedoch werden ernste Passagen von humorvollen und satirischen Zeilen abgelöst. 

Die Gespräche, die der nach einem schlimmen Unfall geistig etwas beschränkte Juri mit Stalin führt, haben mich sehr berührt, auch wenn es sich dabei meist eher um Monologe von Stalin handelt. Juri hat die Gabe, dass die Menschen um ihn herum ihm ihre innersten Gedanken mitteilen:


""Liebe ist das größte Übel."
"Sind sie sicher?"
"Liebe ist der Joker, die chaosstiftende Karte im Stapel, der große Durcheinanderbringer. Sie ist wie Kleister, klebriges Zeug, das jedes Getriebe verstopft...Sie erfüllt keinen politischen Zweck, lernt nicht aus der Geschichte und schert sich nicht um den Klassenkonflikt...Sie fühlt ohne Erlaubnis, denkt das Undenkbare, spricht ungefragt, verzeiht alles, akzeptiert Ungehöriges...Sie breitet sich wie eine aggressive Seuche aus, nur kann man sich nicht dagegen impfen lassen, kann sie nicht per Gesetz verbieten, kann sie nicht verjagen. Man kann sie nicht mal an die Wand stellen und ihr das Hirn rauspusten."
"Mag sein...", erwidere ich. Ich schätze, um hier mitreden zu können, bin ich zu jung.
"Also müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen nicht länger lieben. Zumindest einander nicht mehr lieben..."
"Ehrlich?"
"Und wir müssen dafür sorgen, dass sie aufhören zu denken. Denken kann genauso schlimm sein, wie lieben. "
"Ja?"
"Ideen sind mächtiger als Waffen. Wir lassen nicht jeden eine Waffe tragen, warum sollten wir sie also Ideen haben lassen?""

Der Autor bleibt nicht immer bei der Wahrheit in seiner Geschichte, vieles ist Fiktion und sehr überspitzt dargestellt, was dem Roman seinen satirischen Aspekt verleiht. Der Roman gibt aber dennoch Einblick in die  Geschichte der Sowjetunion und hat mir Lust darauf gemacht, ein paar Dinge, z.B. die Umstände von Stalins Tod, noch einmal genauer nachzulesen.

Dieses Buch hat mich mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle genommen. Ich mag Bücher, die mich berühren und zum Nachdenken anregen, beides ist dem Autor hier gelungen.


Inhalt:


"Der rührendste Romanheld aller Zeiten.
Die lustige, traurige, spannende, lehrreiche, herzzerreißende Geschichte von Juri Zipit, der ein paar Wochen in Stalins Datscha verbringt und sein Vorkoster Erster Klasse wird. »Mein Name ist Juri Zipit. Ich bin zwölfeinhalb Jahre alt und lebe in einer Personalwohnung im Hauptstadtzoo gleich gegenüber vom Seelöwenteich hinter der Bisonweide, direkt neben dem Elefantengehege. Mein Papa ist Doktor Roman Alexandrowitsch Zipit, Professor für Veterinärmedizin, Fachgebiet Neurologie der Großhirnrinde, also ein Spezialist für alles, was im Kopf der Tiere schiefgehen kann. Als ich sechseinviertel Jahre alt war, passierte mir das größte Pech. Ein Milchwagen ist von hinten in mich reingerumst. Hat mich durch die Luft gepfeffert, bis ich auf den Boden geknallt bin, kopfvoran aufs Kopfsteinpflaster. Dann kam hinterrücks die Straßenbahn und ist über mich rüber. So was hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Ich möchte Ihnen erzählen, wie ich einmal ein paar Wochen im Zentrum der Macht verbracht habe. Es waren höchst vertrauliche Angelegenheiten und dubiose Ereignisse, die zu düsteren Geschehnissen führten. Geheimnisse versteckt in der Geschichte. Ich baue auf Ihr Schweigen. Außerdem will ich Sie beschützen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit. Also, psssst.«"

Quelle: https://www.kiwi-verlag.de/buch/guten-morgen-genosse-elefant/978-3-462-05076-9/


Über das Buch:


Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Titel der Originalausgabe: The Zoo
Aus dem Englischen von Bernhard Robben
ISBN: 978-3-462-05076-9
Erschienen am: 16.08.2018
272 Seiten, gebunden mit SU
19,00 €

 


 



Freitag, 23. November 2018

Tim Parks - In Extremis






Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Thomas Sanders, 57 Jahre alt, geschieden und mit einer fast 30 Jahre jüngeren Frau zusammen, ist der Protagonist des Buches. Wir dürfen ihn in seinem Leben ein paar Tage begleiten. Es sind jene Tage, an denen seine Mutter im Sterben liegt.

Zu Beginn wird gleich der skurrile Aspekt des Buches deutlich, denn Thomas befindet sich auf einem Kongress zum Thema "Heilung von Beckenbodenschwäche bei Männern mittels eines Analmassagestabs", als ihn die sms seiner Schwester erreicht, dass er nach England kommen müsse, weil seine Mutter im Sterben läge. Herrlich komisch erzählt Thomas, wie er auf der Konferenz von seiner Heilung spricht und schließlich sogar eine Behandlung mit dem Zauberstab bekommt, die jedoch zu einer Verschlimmerung seiner Schmerzen führt.

Doch das Buch ist nicht nur skurril, es zeigt auch die Gedanken und Gefühle eines Mannes Ende 50, der sich von seiner Mutter verabschieden muss. Thomas kommt aus einem sehr gläubigen Elternhaus, der Vater war Pastor, die Mutter zutiefst gläubig. Thomas hat sehr ambivalente Gefühle zu ihr:

"Die Wahrheit ist, wenn ich meine Mutter besuchte, war ich mir nie ganz sicher, ob ich meine Mutter tatsächlich besuchen wollte, oder lieber nicht. Meine Mutter zu besuchen führte zu allergrößter Verwirrtheit hinsichtlich der Frage, wer ich eigentlich bin. Ich wollte sie besuchen und nicht besuchen, beides gleichzeitig."
"Zwischen mir und meiner Mutter gab es eine gewisse magische Kraft, die dafür sorgte, das vieles ungesagt blieb."

Thomas beschäftigt der Gedanke, ob er er seiner sterbenden Mutter noch sagen soll, dass er sich längst von seiner Frau getrennt hat und nun mit einer viel jüngeren Frau zusammenlebt. Und immer wieder werden seine Gedankengänge durchbrochen vom vibrierenden Handy, es melden sich Freunde, die einen Rat wollen, seine Freundin, die ihn vermisst und wissen will, wie es ihm geht. Durch diese sehr realistische Beschreibung, spürt man die Überforderung von Thomas. Außerdem bekommt der/die Leser*in zunehmend mehr Informationen über Thomas Leben und seine Kindheit, das führte bei mir zu viel Nachsicht mit seinem, zum Teil etwas merkwürdigen, Verhalten.

Schließlich, nach vielem hin und her kommt die Familie am Totenbett der Mutter zusammen und der Autor zeigt spätestens hier, dass sein Buch auch eine sehr emotionale Seite berührt:

"Und so waren wir fast zwei Stunden lang auf das Sterben von Martha Sanders konzentriert. Ich kann mich nicht erinnern, jemals mit anderen Menschen, schon gar nicht mit Verwandten, so still und konzentriert zusammen gewesen zu sein, verzückt vom Phänomen ablebender Atemzüge. Und jetzt schien tatsächlich eine Schönheit im Raum zu sein; nicht Mutter, nicht wir, sondern diese gemeinsame Dämmerung der Lebenden und der Sterbenden, diese langen Pausen zwischen einem Atemzug und dem nächsten. Die langen Phasen der Stille."

Für mich war dieses Buch wegen seiner Vielseitigkeit absolut lesenswert. Obschon diese wenigen Tage im Leben von Thomas Sanders auf über 400 Seiten beschrieben sind, hat mich das Buch keine Sekunde gelangweilt, sondern glänzend unterhalten, emotional berührt und herzhaft lachen lassen.


Inhalt:


"In Extremis ist ein existenzieller Roman und gleichzeitig einer der lustigsten, der über Tod und Familie geschrieben wurde.

Thomas weiß, dass es etwas gibt, was er seiner Mutter noch sagen muss, bevor sie stirbt. Aber wird er das rechtzeitig schaffen? Und wird er den Mut haben zu sagen, was er vorher nicht sagen konnte? Sein Telefon brummt, in seinem Kopf dreht sich alles und er kann sich nicht darauf konzentrieren, was gerade passiert und worauf es ankommt. Soll er versuchen, den Familienkonflikt zu lösen, in dem sich sein Freund gerade befindet? Sollte er die Trennung von seiner Frau nochmal überdenken? Warum ist er so ungeheuer verwirrt, ja geradezu paralysiert? In diesem überaus anregenden Roman erkundet Tim Parks, wie tief unsere Identität in unserer familiären Vergangenheit wurzelt. Können wir das jemals wirklich ändern?"

Quelle: https://www.kunstmann.de/buch/tim_parks-in_extremis-9783956142529/t-0/

Über das Buch:


432 Seiten
Euro 24,00 € (D)
erschienen im September 2018
Übersetzt von Ulrike Becker
ISBN 978-3-95614-252-9
Verlag: Anje Kunstmann

 




Donnerstag, 15. November 2018

Juli Zeh - Neujahr

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Juli Zeh gelingt es in ihren Romanen immer wieder gesellschaftlich brisante Themen anzusprechen und spannend zu verpacken. Dieses Mal widmet sie sich den Themen Selbstüberforderung und Identität. Und wieder bin ich begeistert, mit welcher Meisterhaftigkeit ihr das gelingt.

Hennig und Theresa verbringen ihren Urlaub über Silvester auf Lanzarote, es war Hennigs Wunsch zu verreisen. Das Buch beschreibt seine Fahrradtour am Neujahrsmorgen auf einen Berg in Lanzarote. Seine Gedanken über sein Leben prägen die Fahrt nach oben.  Er führt das Leben eines ganz normalen Familienvaters mit zwei gesunden Kindern und seiner Frau Theresa. Einzig die Tatsache der Arbeitsteilung des Paars scheint ein wenig besonders an der Situation:
"Sie teilen sich Kinder und Beruf. Das ist ihnen wichtig. Sie haben einiges auf sich genommen, um ihr Modell bei den Arbeitgebern durchzusetzen."
Obschon sein Leben durchschnittlich scheint, leidet Hennig an Panikattacken, die er "ES" nennt. "ES" fällt ihn in allen möglichen Situationen an, wie ein wildes, unbezähmbares Tier und nimmt mit dieser Taktik einen großen Stellenwert in seinem Leben ein. Hennig ist emanzipiert, jedoch scheinbar völlig überfordert. Die Überforderung und die Panikattacken stehen in engem Zusammenhang, aber da ist scheinbar noch Etwas...

Als Hennig oben auf dem Berg ankommt, entkräftet und völlig dehydriert, wird im klar, dass er hier bereits einmal war. Im zweiten Teil des Buches wird Hennig aufgrund von Kindheitserinnerungen mit einem bisher komplett verdrängten Trauma konfrontiert. Eine grausame Erfahrung musste er als kleiner Junge, hier oben auf dem Berg, durchleben. Juli Zeh thematisiert, wie sehr Begebenheiten aus der Kindheit unser Leben prägen. Hennigs Befreiung von diesem Trauma ist klar und nachvollziehbar beschrieben, ohne utopisch zu wirken und hat mich sehr berührt.

Der neue Roman von Juli Zeh liest sich, insbesondere im zweiten Teil, wie ein Psychothriller und hat mich dennoch nachdenklich gemacht. Eine lesenswerte Mischung.


Inhalt:

"Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen - etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Neujahr/Juli-Zeh/Luchterhand-Literaturverlag/e529881.rhd 

Über das Buch:



Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 192 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-630-87572-9
€ 20,00 [D
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Erschienen: 10.09.2018

 

 


 



Mittwoch, 7. November 2018

Gianna Molinari - Hier ist noch alles möglich

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Dieses Buch hat mich etwas ratlos zurückgelassen, es war für mich schwer greifbar. Als ich heute mit einer Buchhändlerin über das Buch sprach, fragte sie mich, welchen Leser*innen sie es denn empfehlen könne. Eine weitere Kundin gesellte sich zu uns und wir sprachen dann allgemein über Bücher, in denen eigentlich wenig passiert und in denen eher die Gedanken einer Person die Handlung des Buches ausmachen. Oft sind solche Bücher sprachlich beeindruckend oder sie beschreiben eine besondere Atmosphäre, so ist es auch hier.

Der Roman handelt von einer jungen Frau, die als Eremitin in einer fast leerstehenden Fabrik lebt und arbeitet. Tag für Tag / Nacht für Nacht sitzt sie vor den Überwachungsmonitoren der Fabrik, die schon so gut wie geschlossen ist. Ein paar wenige Sätze wechselt sie mit ihrem Kollegen Clemens, ihrem Chef und dem Koch der Kantine. Ihre Gedanken drehen sich um den Wolf, der auf dem Fabrikgelände gesichtet wurde, um Grenzen und Inseln und um einen afrikanischen Flüchtling, dessen Leiche in einem Waldstück gefunden wurde und der scheinbar als blinder Passagier in einem Flugzeugfahrwerk mitgeflogen ist.

Immer wieder sind Zeichnungen im Buch zu sehen, die die Frau anfertigt und anhand derer sie ihre Gedanken zu Papier bringt. Auch Fotos sind Bestandteil des Buches. Dadurch entsteht stellenweise der Eindruck, man habe es mit ihrem Tagebuch zu tun. 

Die Frau beschäftigt sich mit Realität und Echtheit, nicht immer war mir als Leserin klar, ob sie gerade ihre Wahrheit oder ihre Phantasie beschreibt. Die leerstehende Fabrik ist für sie ein Ort, an dem verschiedene Realitäten möglich werden. Ein Ort, den sie mit ihren Gedanken füllen kann.
"Ich zweifle daran, dass die Sicherheit, in der ich lebe, der Realität entspricht. Ich sehne mich nach Unsicherheit, nach mehr Echtheit vielleicht, nach Wirklichkeit. Ich möchte unterscheiden können, was wichtig ist und was nicht. Ich möchte Teil einer Geschichte sein oder vieler Geschichten zugleich."
Ein anspruchsvolles Buch, welches viel Interpretationsspielraum zulässt. Der Titel passt so gesehen ziemlich gut.

 

Inhalt:

"Eine junge Frau wird als Nachtwächterin in einer Verpackungsfabrik eingestellt. Abend für Abend macht sie ihren Rundgang, kontrolliert die Zäune. Ein Wolf soll in das Gelände eingedrungen sein. Mit jeder Nachtschicht wird die Suche nach dem Wolf mehr zu einer Suche nach sich selbst und zur Frage nach den Grenzen, die wir ziehen, um das zu schützen, woran wir glauben."

Quelle: http://www.aufbau-verlag.de/index.php/hier-ist-noch-alles-moglich.html

 

Über das Buch:

 

Roman
Gebunden mit Schutzumschlag, 192 Seiten
Aufbau Verlag
ISBN 978-3-351-03739-0
18,00 € 





Dienstag, 23. Oktober 2018

Archil Kikodze - Der Südelefant



Warum es sich zu lesen lohnt:

 

"Der Südelefant" ist ein Buch der Entschleunigung, denn es beschreibt nur einen einzigen Tag im Leben des Erzählers und benötigt dafür 272 Seiten.

Dabei passiert an diesem Tag objektiv gesehen eigentlich gar nicht so viel. Der Protagonist streift durch seine Heimatstadt Tbilissi und lässt uns Leser*innen an seinen Gedanken teilhaben, das macht seinen Tag dann doch sehr ereignisreich. Er erinnert sich an Szenen aus seiner Arbeit als Filmemacher, an seine vergangenen Lieben und an Begegnungen, die er in dieser Stadt hatte. Immer wieder wird durch seine Gedanken auch die Geschichte Georgiens deutlich. Mir war das Buch stellenweise zu langatmig. Begeistert haben mich hingegen die Gedanken der Hauptfigur über das Leben:

„Greifen und loslassen … Manchmal brauchen wir ein ganzes Leben, um das Loslassen zu lernen. Manchmal wird das Loslassen zum Lebensprinzip, und dann lassen wir uns gar das Wichtigste entgehen, und zwar so, dass wir nicht einmal begreifen, dass es sich dabei um das Wichtigste gehandelt hat....Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, dann ist das Einzige, was ihm angeboren ist, dass er jemanden oder etwas greifen muss, das Loslassen lernt er erst später.“
Wer Lust hat, mehr über Georgien zu erfahren und gerne Bücher mit einem ruhigen Erzählstil mag, für den ist dieses Buch auf jeden Fall lesenswert. 


Inhalt:


"Weil ein alter Freund die Wohnung des Erzählers braucht, um sich dort heimlich mit einer Frau zu treffen, wird dieser für einen Tag obdachlos. Er zieht durch die Straßen und Cafés seiner Heimatstadt Tiflis, lässt sich treiben, folgt seiner Eingebung, und dort, in den Parks und am Flussufer, zwischen anonymen Passanten und bei alten Freunden, denen er begegnet, kommen in ihm Erinnerungen hoch an vergangene Zeiten. Er denkt an die Kindheit und das frühe Erwachsenwerden, die Zeit der Sowjetdiktatur und die überschwängliche Anarchie des noch jungen unabhängigen Staates, an den Ossetienkrieg und seine Folgen.
Archil Kikodze erzählt mit zärtlicher Melancholie und in starken Bildern von Georgien und von den Wechselfällen des Lebens."

Quelle: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/der-suedelefant-9783550081972.html

 

Über das Buch:


Verlag: Ullstein Buchverlage
Hardcover mit Schutzumschlag
272 Seiten
Aus dem Georgischen übersetzt von Nino Haratischwili, Martin Büttner.
ISBN-13 9783550081972
Erschienen: 07.09.2018
Preis: 22,00 €

 

Dienstag, 9. Oktober 2018

Prew Rawat - Der Papagei, der alles wusste und nichts konnte - Weisheiten, die glücklich machen



Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ein kleines, feines Büchlein mit klugen Geschichten, die voller Weisheiten stecken. Man kann immer wieder darin blättern, sich von den Fabeln inspirieren lassen und sich bewusst machen, was einem wirklich wichtig ist im Leben. Für mich sind das herrliche Gutenachtgeschichten nach einem vollen Tag. Zum Selbstlesen, aber auch zum Vorlesen.

Da das Buch sehr ansprechend illustriert ist, eignet es sich auch sehr gut als Geschenk für Menschen, die einem am Herzen liegen.

 

Inhalt:

"»Um friedvoll leben zu können, müssen wir mit uns selbst im Frieden sein.« (Prem Rawat)

Ein magisches Buch: In bezaubernden und klugen Fabeln nimmt uns Prem Rawat mit auf eine Reise in unser inneres Selbst. Er überrascht mit Fragen und Inspirationen aus unerwarteter Perspektive, die zum Nachdenken anregen, den Leser innehalten lassen. Was ist wirklich wichtig im Leben? Voraussetzung für ein gutes, achtsames Leben ist der Frieden mit sich selbst. »In uns ist ein Garten, in diesem inneren Garten sind wir ganz bei uns, dürfen wir ganz bei uns sein; was immer geschieht, diese innere Freiheit kann niemand nehmen, niemand zerstören.«
Zauberhaft illustriert von der japanischen Künstlerin Aya Shiroi.
  • Überraschende Inspirationen
  • Wenn Sie ein Buch im Leben lesen sollten, dann dieses! (Leserstimme)
  • Wohlwollen und Mitgefühl, vor allem sich selbst gegenüber
  • Ein magisches Buch – voller Inspiration und Einsicht"

 

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Der-Papagei-der-alles-wusste-und-nichts-konnte/Prem-Rawat/Guetersloher-Verlagshaus/e535502.rhd

 

Über das Buch:

 

€ 12,00 [D]
Gebundenes Buch, Pappband
ISBN: 978-3-579-08703-0
Erschienen: 05.03.2018
Verlag: Gütersloher Verlagshaus

 

 



Sonntag, 7. Oktober 2018

Helene Hegemann - Bungalow


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Wieder einmal ein Roman, mit einer sehr untypischen, sehr jungen Heldin. Diese Bücher landen oft unbewusst in meinen Händen. Scheinbar habe ich einen Faible für diese jugendlichen Held*innen.

Charlie ist 12 Jahre alt und lebt mit ihrer völlig uneinschätzbaren und schizophrenen Mutter zusammen in einer Bungalowsiedlung. Sie ist auf sich gestellt und bekommt keinerlei Halt und Struktur von der Mutter. Im Gegenteil, oft muss sie sich um ihre Mutter kümmern und ihrer beider Leben organisieren, damit es nicht völlig aus den Fugen gerät. Obschon die Mutter gelegentlich gewalttätig gegenüber Charlie wird, liebt Charlie ihre Mutter und möchte sie beschützen. Helene Hegemann findet treffende Worte für diese emotionale Diskrepanz:
 "Das Schlimme war nicht ihre Brutalität. Es war ihr Jammer und ihre Einsamkeit und dass ich sie nicht hassen konnte, sondern, wenn auch aus einer unüberwindlichen Distanz, lieben musste, wie jeder andere, der Zeuge ihrer maßüberschreitenden Detailliertheit und Hingebungsgabe geworden war."
Charlie beobachtet ein glamouröses Paar, dass genau gegenüber einzieht und denkt sich in deren Leben hinein. Sie stellt sich vor, deren Tochter zu sein und  sehnt sich nach einem besseren Leben, denn durch ihre scharfe Beobachtungsabe erkennt Charlie sehr schnell, dass ihr Leben keine guten Chancen für sie bereit hält und die Bedingungen, unter denen sie aufwächst, kaum schlechter sein könnten.

Ein düsterer Endzeitroman, der mich dennoch manchmal durch seine hervorragende, humorvolle und teilweise rotzige Sprache zum Lachen gebracht hat. Für mich ist er in erster Linie wegen der philosophischen Gedanken der heranwachsenden Charlie lesenswert.

Inhalt:


"Helene Hegemann erzählt von der radikalen Selbstfindung eines jungen Mädchens in einer zunehmend apokalyptischen Welt.
Während ihre Mutter das letzte Einkaufsgeld versäuft, beobachtet Charlie vom Balkon ihrer Betonmietskaserne die benachbarten Bungalows und deren Bewohner: Sie lernt, dass es mehrere soziale Klassen gibt und sie selbst zur untersten gehört. Dann, kurz nach ihrem zwölften Geburtstag, zieht ein neues Ehepaar ins Viertel. Die beiden sind Schauspieler, unberechenbar, chaotisch, luxuriös, schlauer als alle anderen – und für Charlie das, was der Rest der Welt als ihre „erste große Liebe“ bezeichnen würde: Spielkameraden und Lover, größter Einfluss und größte Gefährdung. Klar und radikal erzählt Helene Hegemann vom Überleben in einer zunehmend apokalyptischen Welt und der vitalen Kraft des freien Willens."

Quelle: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/bungalow/978-3-446-25317-9/

Über das Buch:

 

Erscheinungsdatum: 20.08.2018
288 Seiten
Verlag: Hanser Berlin
Fester Einband
ISBN 978-3-446-25317-9
Deutschland: 23,00 €

 



Sonntag, 16. September 2018

Niccolò Ammaniti - Anna



Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ich habe zu Beginn kurz überlegt, ob ich das Buch weiterlesen möchte, denn es handelt sich um eine Geschichte, die in der Zukunft spielt und eine recht pessimistische Grundstimmung verströmt, eine Dystopie. Irgendwie hat mich der Roman dann doch in den Bann gezogen und als ich einmal in der Geschichte drin war, konnte ich ihn kaum zur Seite legen.

Anna ist 13 Jahre alt. Sie muss sich um ihren kleinen Bruder Astor kümmern, weil es keine Erwachsenen mehr gibt, die dieser Aufgabe nachkommen könnten. Die Erwachsenen sind alle innerhalb kürzester Zeit an einem Virus gestorben. Alle Kinder sind auf sich allein gestellt. Anna hat ein kleines Heft, welches ihr ihre Mutter hinterlassen hat. In diesem Heft stehen wichtige Informationen, z.B. über Fieber, Elektrizität, Nahrungssuche und Medikamente. Die Mutter hat ihren Kindern möglichst viel Wissen hinterlassen, von dem sie glaubte, dass es zum Überleben notwendig ist. Manchmal hilft das Buch Anna weiter, oft muss sie jedoch selbst eine Lösung finden und sich durchschlagen. Sie hat ständig Hunger und häufig auch Angst, eine Zukunftsperspektive fehlt völlig. Es geht ums nackte Überleben für Anna und ihren kleinen Bruder und all die anderen Kindern, die noch am leben sind. Die Hauptfigur Anna war es, die für mich diesen Roman lesenswert gemacht hat. Ihr Überlebenswille und ihr Kampfgeist haben mich tief beeindruckt:

„Nach dem Tod der Eltern war sie in eine derart grenzenlose und stumpfe Einsamkeit gestürzt, dass sie über Monate hinweg wie betäubt gewesen war, aber kein einziges Mal, nicht eine Sekunde lang war ihr der Gedanke gekommen, ein Ende zu machen: Sie spürte, dass das Leben stärker ist als alles andere. Das Leben gehört nicht uns, es läuft durch uns hindurch. Ihr Leben war dasselbe wie das einer Kakerlake, die nicht anders kann, als sich auf zwei Beinen weiterzuschleppen, wenn jemand auf sie tritt…Anna erfasste, ohne es zu wissen, intuitiv, dass alle Lebewesen dieses Planeten, von der Schnecke bis zur Schwalbe, und auch die Menschen, leben müssen. Das ist unsere Aufgabe, das ist uns ins Fleisch geschrieben. Wir müssen weitermachen, ohne zurückzublicken, weil wir die Energie, die uns durchdringt, nicht beherrschen können, und selbst verzweifelt, verstümmelt und blind ernähren wir uns weiter, schlafen und schwimmen gegen den Strudel an, der uns nach unten zieht.“

Auch Annas Verbindung zu dem großen Hund, der sie zunächst angreifen und zerfleischen will und schließlich ihr Begleiter wird, sind ein faszinierender Teil der Geschichte, der mich sehr angesprochen hat.

Ein apokalyptischer Abenteuerroman mit einer beeindruckenden und doch so menschlichen 13-jährigen Heldin.

 

Inhalt:

 

"Vier Jahre ist es her, dass der Virus kam und alle Erwachsenen tötete. Mittlerweile gibt es keine Elektrizität mehr, die Wasser- und Lebensmittelvorräte gehen zu Ende. Brände haben gewütet und von einem einst blühenden Sizilien eine gespenstische Wüstenlandschaft hinterlassen. In dieser Welt lebt die dreizehnjährige Anna mit ihrem kleinen Bruder in einem Haus im Wald und versucht mit allen Mitteln, ihn vor den Gefahren des Lebens draußen zu bewahren. Doch Anna weiß: Früher oder später muss sie mit ihrem Bruder ihre alte Welt verlassen, um woanders eine neue zu finden.
Anna ist ein von der ersten Seite an fesselnder Abenteuerroman und gleichzeitig eine Parabel auf eine Welt, in der Kinder sich selbst überlassen sind und ohne Vorbilder aufwachsen. Eine Parabel auf das Leben in einer Gesellschaft ohne Zukunftsaussichten. Anna ist aber auch eine Hymne an die Kraft der Liebe. Denn so rettungslos die hier geschilderte Welt erscheint, so hell leuchten in ihr immer wieder Zärtlichkeit und pure Lebensfreude auf. Anna zeigt uns, was Menschen auf sich zu nehmen bereit sind, um zu überleben und die Hoffnung in sich nicht sterben zu lassen. Sie ist eine Heldin, der Ammaniti seine ganze Bewunderung schenkt und mit der der große Autor anknüpft an seinen Welterfolg Ich habe keine Angst."
Quelle: https://eisele-verlag.de/ammaniti-anna/

 

Über das Buch:

 

Aus dem Italienischen von Luis Ruby
Originaltitel: Anna, Einaudi 2015
336 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
12,5 x 20,5 cm
€ 20,00 (D)
ISBN: 978-3-96161-009-9
Erschienen am 10. August 2018
Verlag: Eisele Verlag

 



Sonntag, 26. August 2018

Kristine Bilkau - Eine Liebe in Gedanken

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Da mir der erste Roman von Kristine Bilkau (Die Glücklichen) sehr gefallen hat, wollte ich auch dieses Buch unbedingt lesen.

Eine Tochter macht sich nach dem Tod der Mutter auf die Suche nach deren großer Liebe. Der Liebe, über die die Mutter nie hinweggekommen zu sein scheint.

Kristine Bilkau beschreibt, wieder in einer sehr schönen Sprache, eine Liebe in den 60er Jahren in Hamburg. Die Liebe zwischen Toni und Edgar scheint zunächst sehr glücklich und ist von vielen kleinen Briefen geprägt, die Edgar an Toni schreibt. Die Beiden planen eine gemeinsame Zukunft in Hongkong, dann jedoch findet die Beziehung ein Ende, das schwer bis gar nicht nachvollziehbar ist. Toni entscheidet sich einen Schlussstrich zu ziehen, ohne je von Edgar erfahren zu haben, warum aus den gemeinsamen Plänen nichts geworden ist. Tonis Tochter möchte begreifen, was damals passiert ist und fragt sich, ob ihre Mutter jemals wieder glücklich geworden ist.

Das Buch wechselt ab zwischen Kapiteln in der Gegenwart und Kapiteln in den 60er Jahren. Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin das Leben von Tonis Tochter beschreibt und ihre Suche nach Antworten auf die vielen Fragen, die sie der Mutter nicht mehr stellen kann. Durch das Ausräumen der Wohnung ist die Tochter plötzlich mit einer Seite von ihrer Mutter konfrontiert, von der sie nichts geahnt hat.

Für mich war das Buch stellenweise langatmig und hat mich nicht richtig in den Bann gezogen. Ich habe es dennoch zu Ende gelesen, weil mich der Handlungsstrang mit der Tochter, die auf den Spuren der großen Liebe ihrer Mutter wandelt, angesprochen hat. Das dranbleiben hat sich gelohnt.

 

Inhalt:

 

""Eine Liebe, in Gedanken" erzählt von Liebe und Lebenslügen, von den Hoffnungen und Träumen der im Krieg geborenen Generation, vom Gefühl des Aufbruchs und Umbruchs der Sechziger Jahre. Kristine Bilkau hält uns einen Spiegel vor: Wie viel Intensität, Risiko und Schmerz lassen wir zu, wenn es um unsere Gefühle und Beziehungen geht?

Hamburg, 1964. Antonia und Edgar scheinen wie füreinander gemacht. Sie teilen den Traum von einer Zukunft fern von ihrer Herkunft. Im Krieg geboren und mit Härte und Verdrängung aufgewachsen, wollen die Welt kennenlernen, anders leben und lieben als ihre Eltern. Edgar ergreift die Chance, für eine Außenhandelsfirma ein Büro in Hongkong aufzubauen. Toni soll folgen, sobald er Fuß gefasst hat. Nach einem Jahr der Vertröstungen löst Toni die Verlobung. Sie will nicht mehr warten und hoffen, sondern endlich weiterleben.

Tonis und Edgars Leben entwickeln sich auseinander, doch der Trennungsschmerz zieht sich wie ein roter Faden durch beide Biographien. Toni lebt in dem Konflikt zwischen ihren Idealen von Freiheit und Unabhängigkeit und dem Wunsch, sich zu binden, um Edgar zu vergessen. Fünfzig Jahre später, nach dem Tod ihrer Mutter fragt sich Tonis Tochter: War ihre Mutter gescheitert oder lebte sie, wie sie es sich gewünscht hat: selbstbestimmt und frei? Wer war dieser Mann, den sie nie vergessen konnte? Die Tochter will ihm begegnen, ein einziges Mal."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Eine-Liebe-in-Gedanken/Kristine-Bilkau/Luchterhand-Literaturverlag/e499961.rhd

 

Über das Buch:

 

€ 20,00 [D]    
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag  
ISBN: 978-3-630-87518-7
Erschienen:  12.03.2018
Verlag: Luchterhand

 



Laetitia Colombani - Der Zopf

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Der Gedanke der Gleichzeitigkeit fasziniert mich immer wieder sehr. Ich lebe mein Leben. Ich nehme Anteil am Leben meiner Familie und meiner Freund*innen und ich verfolge einen klitzekleinen Teil des Weltgeschehens. Aber währenddessen passiert so unendlich viel mehr, als das, was ich fassen kann. Was von dem, was geschieht, beeinflusst mein Leben? Es gibt die spirituelle Sichtweise, dass alles miteinander verbunden ist und wir alle eins sind. Keine Ahnung, ob da etwas dran ist. 

Der Roman spielt mit diesem Gedanken. Es ist die Geschichte von drei Frauen an drei unterschiedlichen Orten auf der Welt, die nichts miteinander zu tun haben und komplett verschiedene Leben leben. Und doch gibt es eine Gemeinsamkeit: Ein Zopf verbindet ihre Leben. Ein Zopf, der von Indien nach Palermo und von dort nach Montreal gelangt.  

Der Zopf wird in Indien den Göttern im Tempel geopfert. Er wird in Palermo in mühsamer Handarbeit zu einer kunstvollen Perücke verarbeitet und diese landet in Montreal auf dem Kopf einer Frau. Die Leser*innen begleiten den Zopf auf seiner Reise und lernen dabei drei starke, faszinierende Frauen kennen, die selbstbewusst ihren, oft nicht ganz einfachen, Weg gehen. Der Autorin gelingt es, die Schicksale dieser Frauen so spannend und ergreifend zu beschreiben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Das Buch ist sprachlich nicht komplex, die Geschichte ist leicht zu lesen und sehr unterhaltsam, dennoch ein sehr schönes Buch, dass mich sehr berührt hat. 

 

Inhalt:

"Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.
Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf."

Quelle: https://www.fischerverlage.de/buch/laetitia_colombani_der_zopf/9783103973518

 

Über das Buch:

Hardcover
Originalsprache: Französisch
Übersetzt von: Claudia Marquardt
Preis € (D) 20,00
ISBN: 978-3-10-397351-8
288 Seiten, gebunden
Verlag: S. FISCHER

Samstag, 11. August 2018

Nigel Slater - eat


Warum es sich zu lesen/daraus zu kochen lohnt:

 

Ich schreibe es gleich vorweg: Wer Kochbücher mag, die detaillierte Angaben zu Mengen und haarklein beschriebene Anleitungen beinhalten, für den ist dieses wunderbar inspirierende Kochbuch nicht das Richtige.

Ich jedoch kaufe gerne auf dem Markt ein und schaue, was mich von dem frischen Gemüse spontan anspricht. Erst später daheim überlege ich mir dann, was ich aus den Zutaten zaubern könnte. Für mich ist dieses Kochbuch deshalb perfekt, weil es eine herrliche Quelle toller, und vor allem schnell umzusetzender Ideen ist. 

Besonders das Rezeptregister, welches nach Hauptzutaten gegliedert ist, ist sehr praktisch. So schaue ich z.B. unter "Rote Beete" nach, weil ich davon gerade welche im Kühlschrank habe und finde Rezepte wie "Gebackene Rote Beete mit Tomaten-Dinkel" oder "Salat aus Roter Beete mit Fenchel und Speck". Ich habe meist auch die anderen nötigen Zutaten daheim, weil sie nicht sonderlich ausgefallen sind und für mich zur Grundausstattung gehören, wenn man gerne und viel kocht. Und wenn doch mal etwas fehlt, dann gibt es eigentlich immer Improvisationsideen vom Autor oder von mir selbst.

Meist steht auf der rechten Seite des Kochbuchs ein mehr oder weniger ausführliches Rezept mit einem kleinen Bild. Auf der linken Seite schreibt Nigel Slater "Ein paar Gedanken" und gibt Rezeptumwandlungen oder allgemeine Tipps zum Besten. Zum Beispiel verrät er hier, dass man für ein luftiges Kartoffelpüree die Kartoffeln mit Schale dämpfen sollte, statt sie zu kochen.

Seine Rezepte sind kurz und einfach, setzen jedoch voraus, dass man eine Grundahnung vom Kochen hat. Ich habe schon einige Rezepte ausprobiert und war immer begeistert. Also: Ran an die Töpfe und Pfannen.

Bei mir gibts heute einen leichten Eintopf aus Kichererbsen, Tomaten und Spinat. Und das beste ist: Ich werde nicht lange dafür in der Küche stehen müssen und danach ein leckeres und gesundes Essen haben.

Inhalt:

"»Chorizo-Burger«, »Grüne Gemüse-Suppe«, »Ziegenkäse-Frittata«, »Feige-und-Ricotta-Toast« – die Zutaten der schnellen Gerichte klingen schlicht, sind unkompliziert zu kochen und werden bei Nigel Slater zu wirklichem Wohlfühlessen. Für die Tage, an denen man wenig Zeit hat und es nur um das Essen an sich geht. Ein wunderbares Kochbuch, klein im Format, groß in seinen Anregungen für das tägliche Kochen – wie eine über die Jahre gewachsene Rezeptsammlung, die immer wieder neu inspiriert. Nigel Slater selbst schreibt: »Nichts weiter als schlichtes, leckeres Kochen. Für die Momente, in denen wir einfach nur essen wollen.«"

Quelle: http://www.dumont-buchverlag.de/buch/slater-eat-9783832194895/

 

Über das Buch:

 

464 Seiten, 190 farbige Abbildungen
gebunden in Leinen mit Banderole und Lesebändchen
Originalverlag: Fourth Estate, 2013, Originaltitel: Eat. The little book of fast food
Erscheinungstag: 18.02.2015
ISBN 978-3-8321-9489-5
Übersetzung: Sofia Blind 



Sonntag, 5. August 2018

Tommi Kinnunen - Wege, die sich kreuzen



Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Über 100 Jahre Familiengeschichte werden in diesem wunderbaren Roman erzählt. Im Mittelpunkt stehen die drei Frauen Maria, Lahja und Kaarina.

Maria, eine emanzipierte Hebamme 1895, die Fahrrad fährt und ihr Korsett als lästig empfindet.
Lahja, Marias uneheliche Tochter, die Fotografin ist und genau wie Maria mit den gesellschaftlichen Konventionen zu kämpfen hat.
Und schließlich Kaarina, die 1960 darunter leidet, mit ihrer tyrannischen Schwiegermutter (Lahja) unter einem Dach zu wohnen.

Die Schicksale der drei Frauen werden vom Autor miteinander verwoben. Durch den Perspektivenwechsel gelingt es ihm, über jeden Charakter genug zu erfahren, um Verständnis für jede der Frauen zu wecken. Das hat mir an dem Buch besonders gut gefallen.

Der letzte Teil des Buches widmet sich Omni, dem Ehemann von Lahja, der ihr nie geben konnte, was sie sich von ihm erhoffte. Ein liebevoller Mann und Vater, der ebenfalls unter den damals herrschenden Regeln und Konventionen leiden musste und sich stets wünschte "normal" zu sein.  Sein Schicksal hat mich ganz besonders berührt.

Für mich zeigt dieses Buch, wie Familienschicksale sich gegenseitig beeinflussen und Lebensthemen in die nächste Generation übertragen werden können. Unbedingt lesen!


Inhalt:

 

""Ein meisterlicher Generationenroman über drei starke Frauen mit dunklen Geheimnissen.“ Dagens Nyheter

 

In einem Städtchen im Norden Finnlands, 1996. Lahja liegt auf dem Totenbett. Sie kann zurückblicken auf ein langes Leben, in dem sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnte: das Fotografieren. Aber eines war ihr nicht vergönnt: körperliche Erfüllung. Ihr treu sorgender Ehemann Onni konnte ihr nicht geben, nach was sie sich sehnte – bis sie sich nach Jahren der unterdrückten Gefühle zu einer grausamen Tat hinreißen ließ. Erst nach ihrem Tod findet ihre Schwiegertochter Kaarina auf dem Dachboden einen Brief, der die entsetzliche Wahrheit ans Licht bringt. Er erzählt von einer Familientragödie, die schon fast hundert Jahre zuvor mit Lahjas Mutter Maria ihren Anfang genommen hat.

Über das ganze 20. Jahrhundert mit all seinen Erschütterungen spannt dieser epochal-opulente Familienroman. Kunstvoll verwebt Tommi Kinnunen darin die Schicksale von vier Menschen, deren Träume größer sind als die Möglichkeiten, die das Leben offeriert. Und trotz Enttäuschungen erkämpfen sie sich ihr Glück."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Wege-die-sich-kreuzen/Tommi-Kinnunen/DVA-Belletristik/e517447.rhd

 

Über das Buch:

 

€ 20,00
Verlag: DVA - Deutsche Verlags-Anstalt
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-421-04771-7
Erschienen: 19.03.2018

 



Samstag, 21. Juli 2018

Lucy Fricke - Töchter




Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Martha und Betty, zwei Freundinnen um die 40, machen spontan und unverhofft einen gemeinsamen Roadtrip. Er dauert viel länger als gedacht und führt sie auch an andere Ziele, als zunächst angenommen. Beide werden auf dieser Reise mit sich selbst und ihrem Verhältnis zu ihren Vätern konfrontiert.
Die Dialoge zwischen Betty und Martha sind zum Teil herrlich komisch:
„Damit hat man ja mit zehn schon angefangen. Immer über Jungs reden. Immer unglücklich sein. Das ist so nahtlos. Erst redet man drei, vier Jahrzehnte über Männer, und dann redet man über Krankheiten. Wenn das kein vergeudetes Leben ist.“
Immer wieder gibt es aber auch ernste und berührende Momente, Gedanken und Konversationen in dieser Geschichte:
„Ich ging davon aus, dass wir die erste Generation von Frauen waren, die machen konnte, was sie wollte. Das hieß aber auch, dass wir machen mussten, was wir wollten, und das wiederum bedeutete, dass wir etwas wollten mussten. Dafür hatten unsere Mütter gekämpft. Wir sollten unsere Träume verwirklichen, wir mussten welche haben, das Scheitern wurde uns zugestanden, aber erst nachdem alles, wirklich alles versucht worden war auf dem Weg zum Glück, Psychoanalyse eingeschlossen. Nur Aufgeben war nicht vorgesehen, auch nicht, dass wir uns mit weniger zufrieden gaben. Bei unseren Möglichkeiten! Davon hatte zumindest meine Mutter immer gesprochen, von diesen unvorstellbaren Möglichkeiten, die ich hätte.“
Ich habe das Buch ein einem Rutsch durchgelesen und es war mir eine Freude Martha und Betty auf ihrer Reise zu begleiten und dabei auch ihre Väter kennen zu lernen. Obschon die Autorin Themen wie "Sterbehilfe" und "unerfüllter Kinderwunsch" aufgreift und von traumatischen Kindheitserlebnissen berichtet, ist das Buch leicht und unterhaltsam zu lesen und dennoch tiefgründig. Eine perfekte Urlaubslektüre.


Inhalt:

"Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Eine letzte, finale Fahrt soll es werden, doch nichts endet, wie man es sich vorgestellt hat, schon gar nicht das Leben.
Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. "Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha. Die wenigsten Frauen lachten über das Unglück, schon gar nicht über ihr eigenes. Frauen redeten darüber, bis sie weinten und nichts mehr zu retten war. Was das Leiden betraf, verstanden Frauen keinen Spaß."
Mit einem Humor aus Notwehr und einer Wahrhaftigkeit, die wehtut, erzählt Lucy Fricke von Frauen in der Mitte ihres Lebens, von Abschieden, die niemandem erspart bleiben und von Vätern, die zu früh verschwinden. Eine groteske Reise Richtung Süden, durch die Schweiz, Italien, bis nach Griechenland, immer tiefer hinein in die Abgründe der eigenen Geschichte. Und die Frage ist nicht, woher wir kommen, sondern: Wie finden wir da wieder raus?"

Quelle: https://www.rowohlt.de/hardcover/toechter.html

 

Über das Buch:

 

Verlag:  Rowohlt
Erscheinungstermin:  20.02.2018
240 Seiten
ISBN:  978-3-498-02007-1
20,00  €

 





Samstag, 14. Juli 2018

Mercedes Lauenstein - Blanca

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Blanca nimmt uns mit auf eine Reise. Weg von ihrer verrückten Mutter, hin zu dem Ort, an dem sie sich vor vielen Jahren geborgen gefühlt hat.  Einem Ort am Meer.

Das Buch ist aus der Sicht der 15-jährigen Blanca geschrieben, die die Schnauze voll hat von ihrer Mutter, die an jedem Ort nach kurzer Zeit die Zelte abbricht, sich von nichts und niemanden etwas sagen lässt und gegen jede Art von Konvention ist.  Die Mutter ist für ihre Tochter völlig uneinschätzbar:
"Wenn ich irgendwas gelernt habe vom Leben an der Seite meiner Mutter, dann, dass auch der Mensch, der einem am nächsten ist, ein absolutes Rätsel bleiben kann."
Blanca sehnt sich nach einem geregelten Leben und einem Zuhause und findet statt dessen mit ihrer Mutter nur Chaos und Unstetigkeit. Schließlich begibt sie sich auf die Reise zu ihrem Ort der Geborgenheit und zugleich auf die Suche nach ihrem Glück. Auf dieser Reise hat sie sowohl spannende Begegnungen, als auch tiefgreifende Erkenntnisse.

Blancas weise Gedanken über das Leben und ihre Erfahrungen an der Seite ihrer psychisch kranken Mutter machen das Buch für mich lesenswert.


Inhalt:

"Der Roadtrip ihres Lebens: Die fünfzehnjährige Blanca will weg – weg von ihrer Mutter, die ständig auf gepackten Koffern sitzt, weg von den billigen WG-Zimmern, in denen sie an jedem neuen Ort unterkommen. Ihr Ziel: eine kleine Insel in Italien. Dort, bei Toni und seinem Vater Karl, war sie vor Jahren zum letzten Mal richtig glücklich. Ein Roadtrip quer durch das sommerglühende Land beginnt. Blanca reist als blinder Passagier nach Rom und schlägt sich zu Fuß bis ans Meer durch. Sie klaut in Cafés Essensreste von den Tischen, trifft auf einen Taxifahrer ohne Skrupel und einen zahnlosen Bauern, der sie zur Frau nehmen will. Mercedes Lauenstein entfaltet die Geschichte eines Mädchens, das seinen ganz eigenen Weg geht, ständig begleitet von der Frage, wie viel man vom Leben eigentlich erwarten kann."

Quelle: http://www.aufbau-verlag.de/index.php/blanca.html

 

Über das Buch:

 

Gebunden mit Schutzumschlag, 256 Seiten
Verlag: Aufbau Verlag
ISBN 978-3-351-03701-7
20,00 € 
 



Sonntag, 24. Juni 2018

Julia Jessen - Die Architektur des Knotens

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Im Laufe meines bisherigen Lebens habe ich selbst schon ein paar Trennungen erlebt und auch einige FreundInnen durch ihre Beziehungen und Trennungen begleitet. Häufig sind es konkrete Gründe, die zu einer Trennung führen. Zum Beispiel wurde man betrogen und kann das nicht verzeihen. Oder man spürt, dass die eigenen Bedürfnisse sich verändert haben und in der Beziehung keine Erfüllung mehr finden. Außenstehende können diese Trennungen meist gut nachvollziehen, weil es Gründe dafür gibt.

Anders ist es bei Trennungen, bei denen die Beziehung eigentlich gut funktioniert und alles in Ordnung ist. Bei denen das Paar nach wie vor davon spricht, dass es sich liebt und keine konkreten Trennungsgründe genannt werden können.

Dieser Roman handelt von einer solchen Trennung. Die Autorin beschreibt den Gefühlszustand von Yvonne mit so ausdrucksstarken Bildern, dass ich mehrmals beim Lesen innehalten musste, um ihre Worte auf mich wirken zu lassen:

"Es ist ein Knoten, der sich um mich herum festgezurrt hat. Ich bin hineingewoben in dieses faserige Gewirr aus Liebe und Verantwortlichkeiten, ein verfilztes Netz aus Ansprüchen und Erwartungen, mit irgendwelchen eingezwängten Sehnsüchten dazwischen und immer weniger Träumen. Der Knoten hält mich. Das wollte ich doch. Verwachsen miteinander. Eins werden. Und jetzt erkenne ich mich nicht mehr. Ich bin eingebunden in diesen Knoten, ich kann mich nicht mehr bewegen, nicht ohne dass das ganze Konstrukt mitkommt. Ich bekomme keine Luft mehr..."

Wer Gefühle so beschreiben kann, ist für mich eine Künstlerin. Julia Jessen schildert die Emotionen von Yvonne, die schließlich zur Trennung von ihrem Mann Jonas führen. Yvonne leidet darunter, dass sie sowohl Jonas, als auch die Kinder liebt und nicht verlieren will und dennoch will sie ausbrechen, aus der Ehe, und zerstört sie bewusst und mit Absicht.

"Wenn ich tue, was ich tun möchte, wenn ich dem nachgehe, dann kann es kaputt gehen. Das, was ich liebe. Das ist mir klar."

Ihre Freundinnen verstehen sie nicht, die Kolleginnen in der Schule schütteln den Kopf über ihr Verhalten. Auch ihr Mann ist zutiefst verletzt und vor den Kopf gestossen. An all dem lässt uns die Autorin teilhaben und beschreibt die Phasen der Trennung. Yv hat das Gefühl nicht mehr mit Jonas über das sprechen zu können, was sie wirklich bewegt:

"Aber wir reden viel. Das ist das Seltsame. Machmal sind meine heimlichen Gedanken furchtbar laut. Aber sie finden keinen Weg nach draußen. Ich halte sie von ihm fern. Und das macht mich einsam. Zwischen all den Worten, die zwischen uns hin und her wandern, ist immer viel Schweigen.....Es ist wie eine Gewissheit, dass es nicht zu sagen ist. So wie es auch nicht zu hören sein wird. Weil es uns in Frage stellt. Und weil diese Fragen gefährlich sind und uns Angst machen. Und ich weiß nicht, warum das so sein muss. Warum wir uns so eingerichtet haben, dass wir uns davon nichts erzählen dürfen."

Mir hat neben der großartigen Sprache besonders gut gefallen, wie sich Jonas und Yvonne langsam und vorsichtig annähern und versuchen aus dem, was noch da ist, etwas Neues, Passendes zu machen:

"Wir sind uns hier und jetzt gerade beide ein Ort. Einer, an dem der andere sein darf. Wir haben ihn eingerichtet, möglich gemacht, für diese paar Minuten. Näher. Näher an allem dran, an uns als in den ganzen letzten Jahren. Deshalb bewege ich mich nicht. Bin nur da."

Ein wundervolles Buch, welches mich sehr berührt hat und mich noch lange beschäftigen wird.


Inhalt:

 

"Eine Frau verlässt ihren Mann und ihre beiden noch kleinen Kinder. Niemand versteht das, auch sie selbst nicht. Aber das Gefühl, in der Routine des Alltags zu ersticken, ist übermächtig …

Yvonne und Jonas sind ein gutes Paar. Sie kümmern sich liebevoll um ihre Kinder, sie haben einen großen Freundeskreis, sie verstehen sich, beide sind berufstätig, teilen sich die Aufgaben. Warum Yvonne immer mehr das lähmende Gefühl hat, nur noch zu funktionieren, ist ihr selbst rätselhaft. Nur die Gewissheit, dass es so nicht weitergehen kann, die wird immer stärker.
Nach einem Fest geht sie mit einem der jüngeren Gäste noch in eine Bar. Und schläft mit ihm. Aber warum musste sie es ihrem Mann erzählen? Warum dann ihre Familie verlassen? Warum etwas zerstören, was sie perfekt aufgebaut hat? Um dem wunschlosen Unglück, der stillen Zerstörung zuvorzukommen, die man oft erst bemerkt, wenn es zu spät ist?
Julia Jessen erzählt schmerzhaft genau von Konflikten, in denen viele sich wiederfinden, auch wenn sich nur wenige so radikal damit konfrontieren. Und sie erzählt davon, wie eine Familie wieder zusammenfindet, auch wenn es nicht mehr so ist, wie es mal war."

Quelle: https://www.kunstmann.de/buch/julia_jessen-die_architektur_des_knotens-9783956142291/t-0/ 


Über das Buch:

 

24,00 € (D)
ISBN: 978-3-95614-229-1
Verlag: Antje Kustmann
432 Seiten

 


Sonntag, 17. Juni 2018

Doro Ottermann - Mach mal was!

 


Warum es sich zu lesen lohnt:


In unserem Alltag sind wir oft so eingefahren. Routine spart Zeit und Energie, führt aber auch dazu, dass es manchmal alles ein bisschen grau und langweilig wirkt. Eben immer gleich.

Schade eigentlich. Denn wenn es uns gelingen würde, im Alltag wieder mehr Neues auszuprobieren, müssten wir nicht zwangsläufig Reisen, um den Wunsch nach Neuentdeckungen zu befriedigen. Ich gehe manchmal einen komplett anderen Weg zur Arbeit um diese Routine des Alltags zu durchbrechen. Dieses Buch ist voll von solch kleinen Ideen und Aufforderungen, die mich schon beim durchblättern schmunzeln lassen und mir gute Laune machen: „Lass dich mal von einem Kind schminken, bevor du das Haus verlässt“. Ich mag allein die Vorstellung.

Manche Sachen habe ich schon längst gemacht: „Sortier alle Bücher in deinem Regal nach Farben“. Andere sprechen mich so an, dass ich sie am liebsten sofort in die Tat umsetzen mag: "Fotografier interessante Spiegelungen in Regenpfützen".

Das Buch ist auch sehr schön gestaltet und auf vielen Seiten wird man dazu aufgefordert Gedanken zu notieren oder kleine Zeichnungen zu machen. „Zeichne eine Woche lang den Blick aus deinem Schlafzimmerfenster“ steht da und auf 2 Seiten sind kleine leere Fenster, die man bemalen kann.

Das Buch eignet sich auch sehr gut als Geschenk für einen lieben Menschen, der Lust darauf hat, Neues auszuprobieren und kreativ zu sein. Ein wunderschönes Buch zur Entschleunigung und die können wir doch alle gebrauchen, oder?

Inhalt:


"Ein Ideenfeuerwerk, das den Alltag bunter macht.

Mindestens 715 Anregungen für kleine und große Erlebnisse, Entdeckungen und Begegnungen an gewöhnlichen und ungewöhnlichen Orten. Spazieren, malen, reisen, fotografieren, fühlen, sammeln, spielen, ausprobieren – Doro Ottermann schickt uns auf Auszeit vom Alltag. Das perfekte Mitmach-, Selbstmach- und Glücklichmachbuch! Also los: Mach mal was!"

Quelle: https://www.randomhouse.de/Paperback/Mach-mal-was/Doro-Ottermann/Mosaik-Verlag/e461055.rhd


Über das Buch:

10,00 €
Paperback, Flexobroschur 
ISBN: 978-3-442-39275-9
Erschienen:  31.08.2015
Verlag: Mosaik



Donnerstag, 14. Juni 2018

Ursula Kopp - Der vertikale Balkon- & Terassengarten



Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Gärtnern zählt noch nicht lange zu meinen Hobbys, obschon ich es durchaus geniesse, Zeit im Garten zu verbringen und schon oft festgestellt habe, dass Obst und Gemüse aus dem Garten soviel besser schmeckt, als gekaufte Ware. Die Hängematte im Garten meiner Eltern gehört zu meinen Lieblingsleseplätzen. Das man sich nicht nur beim Aufenthalt im Garten, sondern auch beim Gärtnern, herrlich entspannen kann, ist eine relativ neue Entdeckung für mich.

Ich habe keinen eigenen Garten und auch keinen Balkon, aber einen Hinterhof. Und der braucht seit Jahren dringend Verschönerung. Da er asphaltiert ist und jede Menge Fahrräder darin herumstehen, ist das Verschönern keine leichte Aufgabe und ich war sofort begeistert, als ich dieses Buch entdeckt habe, denn vertikale Bepflanzung schien mir für unseren Hinterhof genau das Richtige zu sein. Auch wollte ich kein Vermögen ausgeben und war auf der Suche nach kreativen und einfachen Gestaltungsideen. Und die liefert dieses Buch in Hülle und Fülle. PET Flaschen, ausrangierte Regenrinnen und Obstkisten werden verbaut. Es ist eine tolle Inspirationsquelle. Für mich nicht unbedingt in der Form, dass ich konkrete Ideen nachgebaut habe, sondern eher selbst kreativ geworden bin. So ist dieser alte Vogelkäfig vom Flohmarkt in unserem Hof gelandet.
Für mich als Anfängergärtnerin ist in diesem Buch besonders der Teil mit den Pflanzensteckbriefen von Vorteil. Hier werden Blumen-, Gemüse-, Obst-, Kräuter- und Kletterpflanzen vorgestellt, die sich für kleine Gärten eigenen. Durch diese Infos und viel gute Energie, die ich in den Hof gesteckt habe, konnte ich schon wenige Wochen nach dem Einpflanzen meine ersten eigenen Himbeeren und Erdbeeren ernten und die sind sowas von lecker.
  
Das Buch von Ursula Kopp ist mein erstes Gartenbuch, aber ich glaube, da werden noch ein paar folgen. Es ist ein gutes Einsteigerbuch, welches Lust macht, auch den kleinsten Raum kreativ zu begrünen.

 

 Inhalt:

"Grüne Oase auf kleinstem Raum

Einen Wandgarten anzulegen ist einfacher als gedacht: Paletten, Holzkisten oder Plastikflaschen lassen sich leicht in attraktive Pflanzbehälter für den vertikalen Garten verwandeln. Befüllt mit Blumen und Kräutern, Obst- und Gemüsepflanzen entsteht bei richtiger Pflege ein üppig gedeihendes Pflanzenparadies. Doch nicht nur auf Balkon oder Terrasse, sondern auch im Haus können kleine Wandgärten das Leben grüner machen.

- Planung, Anlage und Pflege eines vertikalen Gartens
- 60 Porträts geeigneter Blumen, Kräuter, Obst- und Gemüsepflanzen
- Ideen für den vertikalen Zimmergarten"

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Der-vertikale-Balkon-und-Terrassengarten/Ursula-Kopp/Bassermann/e525705.rhd

 

Über das Buch:

 

9,99 [D]
Gebundenes Buch, Pappband  
ISBN: 978-3-8094-3821-2
Erschienen:  26.03.2018
Verlag: Bassermann




Dienstag, 5. Juni 2018

Marie Brunntaler - Das einfache Leben

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ein Buch über zwei Schwestern, die in den 50er/60er Jahren nach langer Abwesenheit wieder zurück in ihre Heimat kehren. Beide haben inzwischen viel erlebt und große Sehnsucht nach einem Neuanfang.

Marie Brunntaler beschreibt die beiden völlig unterschiedlichen Charaktere sehr lebendig.

Elisabeth, die als Sekretärin gearbeitet hat und ihr Herz und ihre besten Jahre an einen verheirateten Mann verloren hat. Elisabeth, die nie aufgibt und an das Gute glaubt. Und Adele, die immer schon hübscher war als Elisabeth und mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Sie hat, fern der Heimat, weit über ihre Verhältnisse gelebt und kehrt verschuldet und verbittert in den Schwarzwald zurück. Die beiden Frauen treffen aufeinander und beschließen beide, den elterlichen Hof zu übernehmen und einen Neuanfang zu wagen.

Im Laufe der Geschichte erfährt man viel über die Vergangenheit der beiden Schwestern und mir sind sie dadurch sehr ans Herz gewachsen. Über das gemeinsame Projekt nähern sie sich an und verstehen einander besser, als sie das in jungen Jahren getan haben.

Das einfache Leben im Schwarzwald erzählt die Autorin sehr bildhaft, mir kam das Buch stellenweise wie ein Heimatfilm vor, weil ich die Kulisse so deutlich vor Augen hatte. Die Sprache ist leicht, aber nicht oberflächlich. Ein schönes Buch, dass gerne zur Entspannung gelesen habe.


Inhalt:


"Die Schwestern Adele und Elisabeth Kohlbrenner verlassen ihre Heimat jung, um an der Aufbruch­stimmung des Wirtschaftswunders teilzuhaben. In der Mitte ihres Lebens bereuen sie jedoch, ihre Wurzeln abgeschnitten und das Glück an Orten gesucht zu haben, wo es für sie nicht zu finden war. Sie kehren nach Dachsberg im Südschwarzwald zurück und beschließen, einen alten Traum Wirklichkeit werden zu lassen, ihren Traum vom Rosengarten. Gemeinsam bewirtschaften sie ein Brachland in den Hügeln, ausgerechnet dort, wo zuletzt die Verpackungsfirma ihres Bruders stand, der nach einem Umwelt­skandal schließen musste. Adele und Elisabeth wollen dieses Land der Natur zurückgeben und den schönsten Rosengarten des Schwarzwalds anlegen. Jeder, der etwas davon versteht, rät ihnen ab: Die Höhenlage sei nichts für Rosen, der Boden zu steinig. Doch die beiden lassen sich nicht beirren."

Quelle: https://eisele-verlag.de/einfaches-leben/

Über das Buch:


Roman
272 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
€ 18,00 (D)
ISBN: 978-3-96161-005-1
Verlag. Eisele
Erschienen am 11. Mai 2018
Auch als E-Book erhältlich


Sonntag, 3. Juni 2018

Ulrich Woelk - Was Liebe ist

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Roland ist Epileptiker und obschon er die Krankheit, dank der Medikamente, die er täglich nehmen muss, gut im Griff hat und seit 10 Jahren anfallsfrei ist, prägt diese Krankheit sein Leben. 
"Sein Leben steht unter bestimmten Einschränkungen, das ist so, und daran wird sich nichts ändern. Er hat oft darüber nachgedacht. Er hat oft versucht sich vorzustellen, es wäre anders - er wäre anders. Aber weit haben ihn diese Gedanken nicht gebracht. Sie haben sich im Kreis gedreht. Es gibt kein Leben, das man leben sollte, sondern nur ein Leben, das man leben kann."
Im Laufe des Romans fragt sich Roland immer wieder, was die Liebe ist.
"Er hat vier- oder fünfmal geliebt, und vier- oder fünfmal ist nichts daraus geworden. Liebe ist ein warmes positives Gefühl. Ein menschenfreundliches Gefühl. Die Bereitschaft, einander das Leben ohne Gegenleistung zu bereichern, seelisch und körperlich. Das ist es, was er glaubt, was Liebe ist. Eine Ausnahme."
Robert lernt Zoe kennen, die faszinierende und geheimnisvolle Frau übt vom ersten Moment an eine große Anziehung auf ihn aus. Er verschweigt ihr, dass er Epileptiker ist und gerät mit ihr in einen Rausch der Gefühle von Liebe, Eifersucht und Drama. 

Der Roman hat noch weitere Handlungsstränge. Es geht um das Familienunternehmen, welches im zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter beschäftigt hat. Und es geht um Roberts Familiengeschichte. Er wurde als kleiner Junge von seiner Mutter verlassen und bekommt im Laufe des Romans  eine Antwort auf die Frage, die ihn sein ganzes Leben begleitet hat: Warum hat ihn seine Mutter verlassen?

Für mich thematisiert dieses Buch in erster Linie die Auswirkung von Geheimnissen auf unser Leben. Es gibt die Geheimnisse, die man selbst nicht preisgibt, weil man sich vor den Konsequenzen fürchtet. Aber es gibt auch Geheimnisse, von deren Existenz man selbst nichts weiß oder ahnt und die im stillen ihre Wirkung zeigen. Wenn sie eines Tages ans Licht kommen dann ist nichts mehr, wie es einmal war.


Inhalt:

"Eine Liebesgeschichte, eine Tragödie 
Roland Ziegler ist 36 Jahre alt, Unternehmer und ein kluger, selbstbewusster Mann. Im Herbst 1999 lernt er in Berlin zufällig Zoë kennen, eine etwas jüngere Jazzsängerin. Überraschend begleitet sie ihn auf eine Reise nach Amsterdam, wo sie für Roland zu seiner großen Liebe wird. Die Geschichte seiner eigenen Familie und des Unternehmens aber holt ihn ein: Er wusste zwar, dass sein Unternehmen während des Kriegs Zwangsarbeiter beschäftigte, aber erst jetzt erfährt Roland, dass sich seine Eltern deshalb in den Sechzigerjahren getrennt hatten. Plötzlich steht infrage: Wer ist Zoës Mutter, und wer ist Zoë? Ein Roman, der mit viel Spannung auslotet, wie unsere Geschichte die Gegenwart prägt – und unsere Liebe."

Quelle: https://www.dtv.de/buch/ulrich-woelk-was-liebe-ist-14520/

 


Über das Buch:

 

Taschenbuch
Erschienen am: 23. September 2016
ISBN: 978-3-423-14520-6
Verlag: dtv   
10,90 [D]