Donnerstag, 28. Dezember 2017

Sebastian Fitzek - Flugangst 7A

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ich bin nach wie vor kein Thrillerfan, aber Sebastian Fitzek stellt eine Ausnahme dar. Jedes seiner Bücher habe ich regelrecht verschlungen. Auch dieses hier.

Fitzek schreibt spannend und unterhält dabei großartig. Für mich sind seine Bücher die perfekten Urlaubslektüren oder Bücher für Zeiten, in denen man sich ablenken und in einer Geschichte verlieren will.

Besonders gefällt mir, dass er seine sachlichen Inhalte immer gut zu recherchieren scheint. Dadurch schafft er es, mich über die glanzvolle, spannende Unterhaltung hinaus auch immer wieder ein bisschen nachdenklich zu stimmen.

Dieses mal streift er das Thema „Veganismus“ und ich muss zugeben, dass ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht habe, dass Milch nicht artgerecht und ohne Qualen für die Tiere gewonnen werden kann, da die Kälber immer nach der Geburt von den Mutterkühen getrennt werden.

Da es in Fitzeks neuem Roman auch um ein geplantes Attentat im Flugzeug geht, thematisiert er „Psychologische Tests für Crew und Passagiere“. Auch hier habe ich einiges Interessantes erfahren und mir die Frage gestellt, was solche Tests für Vor-, aber vor allem auch für Nachteile brächten.

All das hat der Autor mal wieder in eine so spannende Story verpackt, dass ich mir in  jeder freien Minute das Buch geschnappt habe und es innerhalb von 2 Tagen ausgelesen hatte. 


Inhalt:

"Es gibt eine tödliche Waffe, die durch jede Kontrolle kommt.
Jeder kann sie ungehindert an Bord eines Flugzeugs bringen.

Ein Nachtflug Buenos Aires-Berlin.
Ein labiler Passagier, der unter Gewaltphantasien leidet.
Und ein Psychiater, der diesen Patienten manipulieren soll, um an Bord eine Katastrophe herbeizuführen.
Sonst verliert er etwas sehr viel Wichtigeres als sein Leben ...

Der neue Psychothriller von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek: In der Tradition von PASSAGIER 23 spielt er mit den menschlichen Urängsten des Eingeschlossenseins und der Hilflosigkeit an Bord eines Flugzeugs."
Quelle: https://www.droemer-knaur.de/buch/7767718/flugangst-7a


Über das Buch:

 

Hardcover
Erscheinungsdatum: 25.10.2017
400 Seiten
ISBN: 978-3-426-19921-3
22,99 €
Verlag: Droemer Knaur



Freitag, 22. Dezember 2017

Saskia De Coster - Wir & Ich

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Es gibt Familien, bei denen scheint einfach alles perfekt zu sein. Wunderhübsche Kinder, erfolgreiche Eltern, die dennoch Zeit für ihre Kinder haben und auch nach vielen Jahren Ehe noch wie ein verliebtes Paar wirken. Sie begegnen einem vor allem bei Facebook, aber auch in meinem Viertel gibt es ein paar davon. Ich weiss heute, dass es keine perfekten Familien gibt und je mehr Energie  in die Aufrechterhaltung des Scheins gesteckt wird, umso verheerender sieht es oft in der Realität aus. Ich mag Bücher, die genau das thematisieren.

Saskia de Coster hat einen Roman über eine scheinbar perfekte Familie geschrieben. Hinter der Kulisse tun sich jedoch Abgründe auf.

Mieke, Stefaan und deren Tochter gemeinsame Tochter Sarah sind die Hauptfiguren der Geschichte. Mieke kämmt Teppichfransen, wenn sie nervös ist, eigentlich ist sie das immer. Der Haushalt ist vorbildlich geführt und Mieke versucht ihren Hang zur Hysterie durch eine geordnete Umgebung unter Kontrolle zu halten. Sie hält die kleine Familie zusammen, obschon ihr Mann und Tochter über die Jahre immer fremder werden.
„Darum erstickt Mieke schon im Voraus jede Form von Kritik, die ihre Familie betrifft, im Keim…Auch wenn sie das Familienleben manchmal so erstickend findet, dass sie kaum noch Luft bekommt. Sie fühlt sich dann wie ein Fisch, der elend neben seinem Aquarium liegt und mit den Kiemen klappt - jeder hält es für Klatschen, aber eigentlich ist er kurz vor dem Ersticken.“
Stefaan kommt aus einfachen Verhältnissen und hat ein kompliziertes Verhältnis zu seiner Mutter MoeMoe. Er hat beruflichen Erfolg aber ist unfähig in  Kontakt zu seiner Frau oder seiner Tochter zu treten. Er will alles richtig machen und doch verliert er immer wieder die Kontrolle und schlägt beispielsweise einem  Kollegen einen Zahn aus.

Und Sarah will raus aus diesen Zwängen, sie will Musik machen und sich aus dem Korsett der Familie befreien. Und doch sind es ihre Eltern und sie ist Teil dieser neurotischen Familie.

Ironisch, zynisch und bisweilen auch tragisch beschreibt die Autorin die Welt der Familie Vandersandens.

 

Inhalt:

"Die Mutter Neurotikerin aus altem Geldadel, der Vater ein Kontrollfreak, der Onkel Häftling auf Freigang, die Oma eine alte Ziegenhirtin – die Vandersandens sind so überspannt wie vermögend. Nur Einzelkind Sarah will raus aus dem goldenen Käfig. Ein herrlich ironischer Gesellschaftsroman über eine verkorkste Familie.

In der Villengegend »Der Berg« spielt sich hinter hohen Hecken das geordnete und mehrfach alarmgesicherte Leben der Familie Vandersanden ab. Mutter Mieke kämmt zur Entspannung Teppichfransen. Vater Stefaan hat für jede Lebenssituation den passenden Dylan-Song parat. Und Tochter Sarah muss Besuch von Schulfreunden zwei Wochen im Voraus anmelden. Bis eines Tages Miekes Bruder aus dem Gefängnis entlassen wird, sich bei Vandersandens einquartiert und Sarah die Welt jenseits des Kokons der Langeweile zeigt. Saskia de Coster erzählt von der Einsicht, dass materielle Sicherheit nicht vor dem Risiko des Lebens schützt. Und von dem Vergnügen, Ungewissheiten ins Gesicht zu lachen."

Quelle: https://www.klett-cotta.de/buch/Gegenwartsliteratur/Wir_&_ich/70052

 

Über das Buch:

 

Aus dem Niederländischen von Isabel Hessel (Orig.: Wij en ik)
1. Aufl. 2016

409 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-50156-8 

Verlag: Klett Cotta
22, 95€

Freitag, 8. Dezember 2017

Nathan Hill - Geister




Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Was veranlasst eine Mutter dazu ihr Kind zurückzulassen? Ist es möglich für einen inzwischen erwachsenen Mann nachzuvollziehen, warum die eigene Mutter ihm dies angetan hat, als er ein kleiner Junge war?

Samuel hat seine Kindheit und Jugend ohne jegliche Erklärung für das Verschwinden seiner Mutter verbracht. Erst als er ein erwachsener Mann ist, setzen sich die Puzzleteile auf eine spannende Art und Weise zusammen.

Die Mutter-Sohn-Beziehung ist der rote Faden des Romans. Um diesen roten Faden herum spinnt Nathan Hill lauter Geschichten mit faszinierenden Persönlichkeiten und verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen. Vier Jahrzehnte durchstreift er dabei. Die Friedensbewegung in Chicago Ende der 60er Jahre spielt ebenso eine Rolle, wie die aktuelle politische Lage im Jahre 2011.

Für mich war dieses Buch lesenswert wegen der vielen Leben, in die ich einen Einblick bekommen habe. Die unterschiedlichsten Charaktere sind mir in diesen 864 Seiten begegnet und der Autor beschreibt sie so, dass ich nahezu für alle von ihnen so etwas wie Verständnis entwickeln konnte.

"Denn wenn du die Menschen als Feinde, Hindernisse oder Fallen betrachtest, liegst du unablässig im Krieg mit ihnen und mit dir selbst. Siehst du sie dagegen als Rätsel, genau wie dich selbst, bringen sie dir Freude, denn am Ende, wenn du nur tief genug in sie dringst, wenn du den Deckel ihres Lebens lüftest, wirst du etwas Vertrautes finden.“

Obwohl der Autor den roten Faden des Romans immer wieder aus der Hand zu geben scheint und viele Nebenschauplätze und Geschichten erschafft, führt er am Ende alle Geschichten und Handlungsstränge zusammen. Großartig!

Inhalt:

 

"Ein Anruf der Anwaltskanzlei Rogers & Rogers verändert schlagartig das Leben des Literaturprofessors Samuel Anderson . Er, der als Kind von seiner Mutter verlassen wurde, soll nun für sie bürgen: Nach ihrem tätlichen Angriff auf einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten verlangt man von ihm, die Integrität einer Frau zu bezeugen, die er seit mehr als zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Ein Gedanke, der ihm zunächst völlig abwegig erscheint. Doch Samuel will auch endlich begreifen, was damals wirklich geschehen ist. - Ein allumfassender, mitreißender Roman über Liebe, Unabhängigkeit, Verrat und die lebenslange Hoffnung auf Erlösung, ein Familienroman und zugleich eine pointierte Gesellschaftsgeschichte von den Chicagoer Aufständen 1968 bis zu Occupy Wall Street."

Quelle: https://www.piper.de/buecher/geister-isbn-978-3-492-31198-4

Über das Buch:


Verlag Piper
14,00 €
Erschienen am 01.12.2017
864 Seiten, Broschur
Übersetzt von: Katrin Behringer, Werner Löcher-Lawrence
ISBN: 978-3-492-31198-4

 



 

 






Mittwoch, 6. Dezember 2017

Nell Leyshon - Die Farbe von Milch



Warum es sich zu lesen lohnt:


"Dies ist mein Buch und ich schreibe es eigenhändig. Es ist das Jahr des Herrn achtzehnhunderteinunddreißig und ich bin fünfzehn geworden und sitze an meinem Fenster und kann viele Dinge sehen."
Mary schreibt ihre bewegende Geschichte auf, sie beginnt im Jahre 1831 im Frühling und endet ein Jahr später im Frühling. Mary wächst in armen Verhältnissen auf und lernt vom Dorfpfarrer Schreiben und Lesen. Das eröffnet ihr eine neue Welt und gibt ihr die Möglichkeit aufzuschreiben, was ihr widerfahren ist.

Das Buch ist ist einer einfachen aber dennoch sehr poetischen Sprache geschrieben und der Autorin ist es gelungen, dass man das Gefühl hat Marys eigene Worte zu lesen.

Ihre Sicht auf die Welt und ihre Direktheit machen sie von der ersten Seite an liebenswert und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so hat mich ihre Sprache und ihre Geschichte in den Bann gezogen.

Besonders berührt hat mich Marys Verhältnis zu den Tieren auf dem Bauernhof und zu ihrem Großvater. Die Tiere geben ihr Kraft und Wäre und der Großvater ist die einzige Person in ihrer Familie, von dem sie Liebe und Anteilnahme erfährt.

Eine berührende Geschichte, mit einem sehr überraschenden Ende.
"Und jetzt bin ich fertig und habe dir nichts mehr zu erzählen.
Und nun werde ich diesen allerletzten Satz zu Ende schreiben und mit dem Löschblatt die Feuchtigkeit aufsaugen wo sich die Tinte am Ende der Buchstaben in kleinen Pfützchen gesammelt hat.
Und dann werde ich frei sein."

Inhalt:


"Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt."

Quelle: http://eisele-verlag.de/8-2/


Über das Buch:


Aus dem Englischen von Wibke Kuhn TEST
Originaltitel: The colour of milk, Fig Tree 2013
208 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
12,5 x 20,5 cm
€ 18,00
ISBN: 978-3-96161-000-6
Erschienen am 22. September 2017
Verlag: Eisele



 



Dienstag, 5. Dezember 2017

Juli Zeh - Leere Herzen


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Juli Zeh lohnt sich immer zu lesen, die Frau ist einfach verdammt klug. In ihrem neuen Roman spürt man deutlich ihren Hang zur Politik und ihren kritischen Blick auf die Gesellschaft.

"Leere Herzen" spielt in der nahen Zukunft und manchmal erschien mir der Roman weniger Science Fiction Aspekte zu haben, als mir das lieb war.

Die Demokratie gibt es nicht mehr, Angela Merkel ist mit Tränen in den Augen zurückgetreten und die herrschende Partei ist die "Besorgte Bürger Bewegung"(BBB).

Britta und ihr Geschäftspartner Babak haben eine Psychotherapeutische Praxis, in der sie Hilfe für suizidgefährdete Menschen anbieten. Die AnwärterInnen werden anhand von Algorithmen ermittelt. Sie durchlaufen ein Programm in dem geprüft wird, ob ihre Suizidalität so stark ausgeprägt ist, dass man sie an Organisationen weitervermitteln kann, die SelbstmordattentäterInnen benötigen. Die PatientInnen haben dann das Gefühl für eine gute Sache gestorben zu sein. Die Organisationen bekommen einen auf Herz und Nieren geprüften Kandidaten und Britta und Babak verdienen ein kleines Vermögen. Wer das Programm nicht durchsteht, wird als geheilt entlassen und ist so glücklich darüber, dass er eine größere Summe spendet.

Dieser Handlungsstrang macht das Buch sehr spannend, weil sich herausstellt, dass das Unternehmen Konkurrenz bekommen hat und plötzlich sind Britta und Babak und ihre Firma in Gefahr.  Mich hat diese düstere Idee, die die Autorin sich hier ausgedacht hat und in allen Details ausführt, sehr fasziniert.

Abseits dieses roten Fadens beschreibt Juli Zeh auf eine provokative Art und Weise die Welt und die Gesellschaft in einer Zukunft ohne Demokratie. Immer wieder tauchen intelligente Anspielungen auf die aktuelle politische Situation und auch konkrete Politiker auf.

Ein spannender und unterhaltsamer Politthriller, der mich immer wieder zum Nachdenken angeregt hat. 

Inhalt:

"Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich ‎erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die "Brücke " unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

"Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender‎ Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Leere-Herzen/Juli-Zeh/Luchterhand-Literaturverlag/e503348.rhd 


Über das Buch:

20,00 €
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag ISBN: 978-3-630-87523-1
Erschienen: 13.11.2017
Verlag: Luchterhand

 



Mittwoch, 29. November 2017

Anna Quindlen - Unsere Jahre in Miller´s Valley

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:


Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Gibt es dafür immer einen Anstoss von aussen oder kann der Grund auch in einem selbst liegen?

In diesem Buch ist mir, wie in der letzten Zeit öfter, wieder das Thema "Heimat" begegnet. Familie Miller lebt sein Generationen im Miller´s Valley und ist dort fest verwurzelt. Das Dorf soll jedoch zerstört werden und die BewohnerInnen müssen nach und nach umziehen. Wir begleiten Mimi durch ihr ganzes Leben, ihre Kindheit und Jugend verbringt sie auf der Farm im Valley.

Anna Quindlen beschreibt das Familienleben und die Charaktere der Familien- und Dorfmitglieder auf eine sehr schöne und ruhige Art. Da wäre Tante Ruth, die seit Jahrzehnten die Wohnung nicht mehr verlassen hat. Man ahnt bereits, dass es dafür einen Grund gibt. Mimis Mutter ist eine fleißige Krankenschwester, die soviele Intimitäten über die BewohnerInnen des Dorfes weiß und doch immer darüber schweigt. Mimis Brüder Ed und Tommy könnten unterschiedlicher nicht sein. Tommy zieht in den Krieg und kommt verändert zurück und hat all seine positive Ausstrahlung verloren. Ed hat sich früh aus dem Valley verabschiedet und ist in die Großstadt gezogen. Seine Besuche gleichen einer Pflichtveranstaltung.  

Mimi hat ein großes Verantwortungsgefühl für ihre Familie, sie kümmert sich um die schrullige Tante, den kranken Vater, den unehelichen Sohn ihres Bruders und den Hof der Familie. Immer wieder wird sie von ihrer Mutter ermuntert, ihr eigenes Leben zu leben und fortzugehen aus dem Valley. Doch es dauert eine ganze Weile, bis Mimi so weit ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Ein unterhaltsames, leichtes Buch für entspannte Lesestunden.


Inhalt:

"Warum man manchmal den Ort, den man liebt, verlassen muss, um sich selbst zu finden

Seit Generationen leben die Millers in Miller's Valley. Doch jetzt soll der Fluss, an dem das Örtchen liegt, zu einem Wasserreservoir gestaut, das ganze Tal geflutet werden. Während der Tag näher kommt, an dem ihre Heimat für immer verschwinden wird, erinnert Mimi sich an ihre Kindheit und Jugend in Miller's Valley und wie sie den Mut fand, ihren eigenen Weg zu gehen.

Eine kraftvolle, emotionale Geschichte über eine Familie und eine Dorfgemeinschaft, die sich unabwendbaren Veränderungen stellen muss; über sonnendurchflutete Kindheitstage, Wachstumsschmerzen und die Kunst, sich selbst und eine neue Heimat zu finden. Unsere Jahre in Miller's Valley erinnert uns daran, dass der Ort, an dem wir aufgewachsen sind, und die Menschen darin zwar verschwinden mögen, aber in unserem Herzen auf immer weiterleben."
 Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Unsere-Jahre-in-Millers-Valley/Anna-Quindlen/DVA-Belletristik/e513041.rhd

 

Über das Buch:

 

20,00
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag 
ISBN: 978-3-421-04758-8
Erschienen: 21.08.2017
Verlag: DVA




Dienstag, 21. November 2017

Mariana Leky - Was man von hier aus sehen kann


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Manchmal klappe ich ein Buch zu und weiß, dass mir die Figuren darin fehlen werden. An diese skurrilen BewohnerInnen des kleinen Dorfes im Westerwald, werde ich ganz sicher noch länger denken:

Selma - eine alte Frau, die häufig um Rat gefragt wird. Sie ist die Großmutter von Luise und wenn Selma von einem Okapi träumt, wird bald jemand sterben. Selma liebt Mon Cherie und hat ein riesiges Herz.

Luise - Selmas Enkelin. Ihre Eltern sind unglücklich verheiratet, ihr bester Freund kommt ums Leben als sie gerade einmal 10 Jahre alt ist. Als sie erwachsen ist, verliebt sie sich ausgerechnet in einen buddhistischen Mönch.

Der Optiker - Philosoph und herzensguter Mann. Er liebt Selma, schafft es aber nicht, ihr das zu sagen und hortet statt dessen unzählige angefangene Liebesbriefe an sie. Seine inneren Stimmen halten ihn davon ab, den Mut zu haben, seine Liebe zu gestehen.

Marlies - depressiv und immer schlecht gelaunt. 

Palm - ein jähzorniger Alkoholiker. 

Elsbeth - abergläubisch und die Tratschtante des Dorfes.
 
Sie alle habe ich während des Lesens ins Herz geschlossen und für eine Weile am Dorfleben teilgenommen. Im Dorf spielen sich allerhand Geschichten ab, viel dreht sich dabei um die Liebe und den Tod.

Wenn Selma von einem Okapi träumt, hat das ganze Dorf Angst davor, sterben zu müssen. Dann werden noch Geheimnisse gelüftet, Angelegenheiten geklärt und der Atem angehalten. Wenn man dann verschont wurde, fallen reihenweise Steine vom Herzen.
"Sie waren heilfroh und nahmen sich vor, sich künftig an allem zu freuen und dankbar zu sein, weil sie noch vorhanden waren. Sie nahmen sich vor, sich zum Beispiel endlich einmal ausgiebig an dem Lichtspiel zu freuen, das die Morgensonne in den Apfelbaumzweigen veranstaltete. Die Leute im Dorf hatten sich das schon häufig vorgenommen, wenn zum Beispiel ein Dachziegel sie nicht getroffen hatte oder eine schlimme Verdachtsdiagnose ausgeschlossen worden war. Aber immer kam nach kurzer Zeit der Dankbarkeit und Freude dann ein Wasserrohrbruch oder eine Nebenkostenabrechnung, und da waren Freude und Dankbarkeit dann schnell verwässert, da war man dann nicht mehr dankbar, dass man vorhanden war, da war man dann verärgert, dass mit einem selbst auch Nebenkostenabrechnungen oder Wasserrohrbrüche vorhanden waren, und das Sonnenlicht im Apfelbaum konnte einpacken."

Der Roman wird aus Luises Perspektive erzählt und besteht aus 3 Teilen. Er beginnt mit Luises Kindheit und endet als sie ca. 30 Jahre alt ist. Das Buch ist voller schöner und kluger Textstellen und ein absolutes Wohlfühlbuch, was mich mehrmals beim Lesen tief berührt hat.

Ein Buch über das Leben, die Liebe und den Tod und das alles in einer wundervollen Sprache mit viel Humor.



Inhalt:

"Von der unbedingten Anwesenheit im eigenen Leben 


Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.
›Was man von hier aus sehen kann‹ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan …"
Quelle: http://www.dumont-buchverlag.de/buch/leky-was-man-von-hier-aus-sehen-kann-9783832198398/



Über das Buch: 

 

320 Seiten, mit farbigem Vorsatz und Lesebändchen
Erscheinungstag: 18.07.2017
ISBN 978-3-8321-9839-8
Verlag: Dumont
Hardcover 20,00 €

Donnerstag, 16. November 2017

Ada Dorian - Schlick


 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ich mag die Vorstellung, dass ein Haus eine Geschichte in sich trägt, geschrieben von den Menschen die dort gelebt haben. Gerade in der Großstadt wissen wir oft zu wenig über die Vergangenheit unseres Zuhauses.

In diesem Buch erhält Svea die Möglichkeit etwas über die Geschichte des Hauses zu erfahren, in welches sie gerade eingezogen ist. Der Roman wechselt kapitelweise zwischen der Gegenwart und der Zeit des ersten Weltkriegs.

Svea, die bisher ein unstetes Leben geführt hat, wird ungeplant schwanger und entschließt sich mit dem Vater des Kindes zusammen in sein leerstehendes Elternhaus zu ziehen. Sie ist sich nicht sicher, ob die Entscheidung für das Kind, seinen Vater und das Leben auf dem Land richtig war. Im Haus findet sie Fotos und alte Briefe, die ihr von einer Frau erzählen, der es hundert Jahre zuvor ähnlich ergangen ist - Helene.

Helene hat der Krieg den Mann genommen und sie ist alleine mit ihrer kleinen Tochter Sophie. Sie beginnt einen Briefwechsel mit einem Soldaten an der Front, von dem keiner wissen darf und freundet sich heimlich mit Magda an.

Die beiden Frauen haben viele Gemeinsamkeiten und Geheimnisse, über die Ada Dorian in einer sehr schönen Sprache schreibt. Ein eindrucksvolles Buch, in dem auch Familiengeheimnisse eine Rolle spielen.


Inhalt:

"Ada Dorian erzählt poetisch von zwei Frauen, deren Einsamkeit sie verbindet.

Ein Toter und zwei Lebende auf einem Bild. Vater, Mutter, Kind. Dieses Foto hätte es so gar nicht geben dürfen – und doch hing es wie selbstverständlich jahrzehntelang in dem Haus, in das Svea mit ihrem Neugeborenen einzieht. Während sie mit ihrem eigenen Leben hadert, ist Svea fasziniert von Helene, der Frau auf dem Bild.
Ein poetischer Roman über zwei Frauen, die sich verblüffend ähnlich sind, obwohl sie hundert Jahre trennen, über die Konstruktion von Erinnerungen und darüber, wie viel Ungesagtes eine Familie verträgt."

Quelle: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/schlick-9783961010059.html

 

Über das Buch:

 

18,00 €
Hardcover mit Schutzumschlag
272 Seiten
ISBN-13 9783961010059
Erschienen: 13.10.2017
Verlag: Ullstein

 

 

Freitag, 10. November 2017

Ulla Hahn - Wir werden erwartet


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ulla Hahn beendet mit diesem Buch einen Romanzyklus, der mit "Das verborgene Wort" 2006 seinen Anfang nahm. Von diesem Buch war ich damals total begeistert. Es beschreibt die Kindheit von Hilla Palm in den 50er Jahren, die bereits als Kind eine Faszination für Wörter und Sprache hat, die bei den Eltern aus der Arbeiterklasse keinen Anklang findet.

Nun schreibt Ulla Hahn über die 70er Jahre, Hilla ist inzwischen 25 Jahre alt und studiert in Köln. Sie hat ihre große Liebe Hugo gefunden und muss in diesem Band mit dem Verlust eben dieser klarkommen. Es geht viel um Politik, um den Kommunismus und die Situation in Deutschland Ende der 60er Jahre. Mir war das bisweilen zu langatmig und ausführlich.

Für mich war das Buch lesenswert wegen Hillas Beziehung zu ihren Eltern. Es findet eine Versöhnung mit den Eltern auf der inneren Ebene statt. Die Situationen in denen Hilla ihrem Vater begegnet und ihn plötzlich aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit anderen Augen sehen kann, haben mich sehr berührt. Es kehrt Frieden ein im Verhältnis zu den Eltern, die ihr soviel Kummer bereitet haben, weil sie sich Zeit ihres Lebens so unverstanden von ihnen gefühlt hat.  Für mich stand die Aussöhnung mit den Eltern bei diesem Roman im Vordergrund, weil mich dies am meisten fasziniert hat.

Das Buch ist zwar der vierte Teil einer Reihe, ist aber durchaus auch lesbar, ohne die anderen Bücher zu kennen. Mir persönlich hat allerdings der erste Teil (Das verborgene Wort) am besten gefallen.

 

 

Inhalt:

 

"Die Geschichte einer verführbaren jungen Frau in den turbulenten Jahren nach 1968

Die Welt steht Hilla Palm offen. Nach langem Suchen hat das Mädchen aus einfachem Hause endlich ihre Heimat gefunden: in der Literatur und Hugo, dem Mann, der Hilla mit all ihren bitteren Erfahrungen annimmt. Zusammen entdecken sie die Liebe und erleben die 68er Jahre, in denen alles möglich scheint.

Doch dann durchkreuzt das Schicksal ihre Pläne, und verzweifelt sucht Hilla Halt bei Menschen, die für eine friedvollere, gerechtere Welt kämpfen. Die marxistische Weltanschauung wird ihr zum neuen Zuhause. Beherzt folgt sie ihren Überzeugungen und muss am Ende doch schmerzlich erkennen, dass Freiheit ohne die Freiheit des Wortes nicht möglich ist.

„Wir werden erwartet“ erzählt mitreißend die Geschichte einer suchenden jungen Frau in den turbulenten Jahren zwischen 1968 und dem Deutschen Herbst. Ein nachdenklich stimmendes Buch über den Mut, die Gesellschaft und sein Leben zu verändern – ein Buch über die Kraft der Versöhnung"
Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Wir-werden-erwartet/Ulla-Hahn/DVA-Belletristik/e522782.rhd 


Über das Buch:

 

28,00 Euro   
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag ISBN: 978-3-421-04782-3
Erschienen: 28.08.2017
Verlag: DVA

 



Samstag, 21. Oktober 2017

Liane Moriarty - Das Geheimnis meines Mannes




Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Liane Moriarty hat es wieder geschafft: Ein Buch, das leicht zu lesen ist und mich glänzend unterhalten hat, ohne oberflächlich zu sein. Sie verwebt verschiedene Schicksale miteinander und fügt sie zusammen zu einer mitreißenden Geschichte.

Rachel, deren Tochter in ihrer Jugend ermordert wurde, der Mörder ist bis heute nicht gefunden. 
Tess, die erfährt, dass ihr Mann und ihre Cousine sich ineinander verliebt haben und sich daraufhin Hals über Kopf in eine Affäre mit einem Exfreund aus Jugendjahren stürzt. 
Cecilia, die perfekte Mutter und Hausfrau, die Tupperpartys organisiert und eines Tages einen Brief findet, den ihr Mann geschrieben hat und der ein schreckliches Geheimmis lüftet. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es einmal war.

Die Autorin wechselt kapitelweise zwischen den drei Frauen und ihren Geschichten hin und her und nach und nach tauchen immer mehr Verbindungen auf. Dadurch liest sich das Buch extrem spannend. 

Besonders gut hat mir das Ende gefallen, denn da weist Liane Moriarty auf die Geheimnisse des Lebens hin und skizziert kurz, wie es den Romanfiguren ergangen wäre, wenn alles ganz anders gekommen wäre.
"Niemand von uns wird je erfahren, welche möglichen Wendungen unser Leben hätte nehmen können und möglicherweise hätte nehmen sollen. So oder so. Einige Geheimnisse sind bestimmt, für immer geheim zu bleiben. Fragen sie doch mal Pandora."
 

Inhalt:


"Nur im Fall meines Todes zu öffnen, steht auf dem Brief, den Cecilias Mann an sie geschrieben hat. Ihr Mann ist nicht tot. Doch was hat er ihr zu sagen? Als sie John-Paul auf den Brief anspricht, verstrickt er sich in Lügen. Ein Grund mehr, den Brief zu lesen. Was sie darin erfährt, lässt ihr bisheriges Leben in einem ganz anderen Licht erscheinen. Wie gut kennt sie ihren Mann eigentlich? Und wie weit darf man gehen, um seine Familie zu schützen?" 

Quelle: https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/beziehungsromane/das-geheimnis-meines-mannes/id_3340141


Über das Buch:


9,99
Verlag: Bastei Lübbe
Taschenbuch
428 Seiten
ISBN: 978-3-404-17148-4
Ersterscheinung: 14.11.2014
Der Verlag weist darauf hin, dass dieser Roman 2013 unter dem Titel „Die Wahrheit eines Augenblicks“ bereits als Paperback erschienen ist.

 





Donnerstag, 19. Oktober 2017

Naja Marie Aidt - Schere, Stein, Papier

 

Warum es sich zu lesen lohnt:


Manchmal kann ein Geheimnis ein Leben zerstören.

Thomas findet durch Zufall eine beachtliche Summe Geld in der Wohnung seines verstorbenen Vaters (der Zeit seines Lebens ein Taugenichts war) und beschließt das Geld einfach zu behalten und keinem etwas davon zu sagen. Dieses Geheimnis löst in ihm eine so große Unruhe aus, dass sein Leben dadurch nach und nach aus den Fugen gerät.

Was sich Thomas einbildet und was nicht, ist nicht immer klar. Sein eigenes Leben entgleitet ihm auf allen Ebenen. Seine Frau trennt sich von ihm, nachdem er ihr eine bis dato unbekannte, raue Seite von sich gezeigt hat. Ein junger Mann taucht auf, der seinen Vater, im Gegensatz zu Thomas, als einen liebevollen und pflichtbewussten Menschen kennen gelernt hat. Sein Geschäft wird eines Nachts verwüstet und sowohl dort, als auch vor seiner Haustür befinden sich plötzlich merkwürdige kryptische Zeichen. Haben diese etwas mit dem Geld zu tun, welches Thomas einfach behalten hat? Wer weiß noch von dem Geld?

Thomas versucht sein Leben zu retten, er kämpft und der Druck wird größer und größer. Er zerstört sukzessive seine Beziehungen und sich selbst. 

Ein spannender, sprachlich faszinierender Roman, der allerdings auch eine bedrückende und schwere Seite hat.


Inhalt:

"Mit "beklemmender Eindringlichkeit" (Süddeutsche Zeitung) erzählt die preisgekrönte dänische Autorin Naja Marie Aidt, wie die Vergangenheit einen Menschen unerwartet einholt und eine einzige falsche Entscheidung eine sorgfältig aufgebaute Existenz zum Einsturz bringt. Ein faszinierender Roman über die Bruchstellen des Lebens, das Gewicht der Vergangenheit und die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz. Von einer der aufregendsten literarischen Stimmen unserer Zeit."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Schere-Stein-Papier/Naja-Marie-Aidt/Luchterhand-Literaturverlag/e428649.rhd#info

 

Über das Buch:

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag  
ISBN: 978-3-630-87426-5
Erschienen: 09.05.2017
Verlag: Luchterhand Literautverlag
€ 22,00



Samstag, 14. Oktober 2017

Alina Bronsky - Baba Dunjas letzte Liebe


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Wenn man eine große innere Ruhe in sich trägt und mit sich im Einklag ist, ist es dann egal, wo man lebt? Oder ist es das Heimatgefühl, welches zu dem inneren Frieden beiträgt, unabhängig der Lebensbedingungen in der Heimat?

Baba Dunja strahlt eine Ruhe, Zuversicht und Gelassenheit aus, die mich von der ersten Seite an fasziniert hat. Ihren Tag verbringt sie damit ihr Haus und ihren Garten zu pflegen und für Nahrung zu sorgen. Hin und wieder spricht sie mit den wenigen Nachbarn, die sie hat. Und sie schreibt Briefe an ihre Tochter und ihre Enkelin in Deutschland. Zwischendurch sitzt sie einfach auf der Bank vor ihrem Haus und denkt über das Leben und die BewohnerInnen des Dorfes nach.

Und als wäre dieses Leben nicht schon faszinierend genug, kommt hinzu, dass Baba Dunja  in Tschernobyl lebt, in der Todeszone. Es ist ihre Entscheidung, es ist ihre Heimat. Und es ist der Platz, an dem sie glücklich und zufrieden ist.

Eine faszinierende Person wird in diesem Buch beschrieben und ich habe mehrmals beim Lesen den Wunsch verspürt einen Tee mit Baba Dunja zu trinken.


Inhalt:

"Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt nach dem Reaktorunglück die strahlenden Waldfrüchte fürchtet, baut sie sich mit Gleichgesinnten ein neues Leben auf. Mitten im Niemandsland, wo die Vögel so laut rufen wie nirgends sonst und manchmal ein Toter auf einen Plausch vorbeikommt. Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest und die Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe nach Deutschland, an ihre Tochter. Doch dann kommen Fremde ins Dorf – und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung.
Voller Kraft und Poesie, voller Herz und Witz lässt Alina Bronsky eine untergegangene Welt wiederauferstehen und erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die im hohen Alter ihr selbstbestimmtes Paradies findet."

Quelle: http://www.kiwi-verlag.de/buch/baba-dunjas-letzte-liebe/978-3-462-05028-8/


Über das Buch:

 

Verlag: KiWi-Taschenbuch
ISBN: 978-3-462-05028-8
Erschienen am: 06.04.2017
160 Seiten, Broschur
Preis:  8,00 €

Sonntag, 24. September 2017

Dirk Stermann - Der Junge bekommt das Gute zuletzt


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Bei der Lesung von Dirk Stermann im Dezember 2016 in München, habe ich viel gelacht, auch wenn mir das Lachen manchmal im Hals stecken geblieben ist. Unbedingt wollte ich dann auch den Teil des Buches lesen, den der Autor nicht vorgetragen hat. Scheinbar hat er sich in der Lesung für die absurden und komischen Textstellen entschieden, denn eigentlich handelt es sich um ein sehr melancholisches Buch.

Claude ist 13 Jahre alt und einsam, so einsam, dass es beim Lesen manchmal weh tut.

"Meine Eltern verwirklichten auch mein Leben. Wie plötzlich alles geschehen war! Wieso hatte ich nicht früher bemerkt, was auf mich zukam? Ich hatte mich zu sehr damit abgefunden, dass Mama ein Satelit ist, der sich in fremden Umlaufbahnen wohler fühlt. Ihr Leben ohne mich war schlüssiger...Papa wurde von seinem Hodensack dirigiert. Seine Hoden bestimmten, wie er dachte, wie er fühlte, was er sagte..."Sex ist ein Supermarkt mit vielen Regalen", sagte er einmal. Für mich war in diesem Supermarkt kein Platz."

Von seinen Eltern völlig allein gelassen und auf sich gestellt, freundet sich Claude mit einem serbischen Taxifahrer aus dem Haus an, der seinen Job nicht an den Nagel hängt, auch wenn es Tage gibt, an denen er seine Beine nicht spürt und deswegen nicht bremsen kann.

Claude verliebt sich in Minako und wie durch ein Wunder, verliebt sich Minako auch in ihn. Minako war auf einer Waldorfschule, bevor sie in seine Klasse kam. Aber sie konnte so schlecht tanzen, dass dort alle dachten, sie heisst Renate, wenn sie ihren Namen tanzte.

Dirko und Minako werden zum Familienersatz für Claude, doch er hat scheinbar einfach kein Glück, wenn es um Beziehungen geht und die Einsamkeit holt ihn immer wieder ein.

Ein absurdes, trauriges Buch, dass mich durch den schwarzen Humor dennoch immer wieder zum Lachen gebracht hat.  

 

Inhalt:

"Der Bestsellerautor und Humorist Dirk Stermann hat den traurigsten Roman der Welt geschrieben: Sein Held ist noch nicht vierzehn und schon ganz allein.
Claude ist anders als andere Dreizehnjährige; da muss man gar nicht erst seine Faszination für die Geschichte der Todesstrafe in Wien erwähnen. Sein Vater lehrt Posaune am Konservatorium, die Mutter ist Ethnologin aus Leidenschaft, und das geht so weit, bis eines Tages ein echter Indio in die Wohnung zieht. Eilig wird eine Mauer hochgezogen: Auf der einen Seite wohnt die Mutter mit Claudes Bruder und dem neuem Liebhaber, auf der anderen Claude und sein Vater. Der hat aber schnell auch eine Neue (Flötistin, Veganerin, Deutsche). Bald sind beide Parteien ausgezogen, Claude bleibt allein zurück, warum auch nicht? Überhaupt soll er weniger rumjammern, findet seine dicke Großmutter, und mehr an andere denken.
Jetzt hat Claude nur noch Taxifahrer Dirko, der ihn täglich in das Elitegymnasium fährt, wo Claude regelmäßig von den reichen Mitschülern vermöbelt wird. Dirko kommt aus Serbien, hat eine Hütte an der Donau und eine Schublade voller falscher Ausweise. Er ist mal Däne, mal Armenier und kann Geschichten erzählen ohne Ende. Wie die von dem Biologen Justin Smith, der im Selbstversuch eine Schmerzskala aller Insektenstiche erstellt hat, vom Fruchtwesplein bis hin zur furchtbaren 24-Stunden-Ameise, deren Gift einen Tag lang schmerzt wie eine Schussverletzung. Wer kann so etwas aushalten?
Irgendwann lernt Claude an seiner neuen Schule auf einem alten Donaufrachtschiff ein Mädchen kennen. Liebe erwacht. Claude und Minako machen sich daran, ihre eigene Familie zu gründen, dabei sind sie beide doch noch so jung. Ob das ohne Schmerzen abgeht?"

Quelle: https://www.rowohlt.de/hardcover/dirk-stermann-der-junge-bekommt-das-gute-zuletzt.html

Über das Buch:

Verlag:  Rowohlt
Hardvover, 19,95 €
Erscheinungstermin:  10.10.2016
224 Seiten
ISBN:  978-3-498-06438-9

 



Donnerstag, 21. September 2017

Anthony Doerr - Alles Licht, das wir nicht sehen

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Manchmal begegnen sich zwei Menschen nur einen ganz kurzen Augenblick in ihren Leben und dieser Augenblick wirkt sich auf das komplette Leben danach aus, auch wenn sie sich danach nie wieder sehen.

Zwei junge Menschen während des zweiten Weltkriegs, die komplett getrennt voneinander existieren und sich schliesslich einen kurzen, aber bedeutsamen Augenblick lang begegnen. Ein schicksalhafter Moment für Beide. Im kapitelweisem Wechsel erzählt das Buch die Geschichte von Marie-Laure und Werner.

Marie-Laure ist blind. Wie sie sich durch ihr Leben bewegt, ohne zu sehen, aber umso mehr zu hören, zu fühlen, zu schmecken und zu tasten, hat mir an dem Buch am besten gefallen. Anhand eines Holzmodells des Viertels lernt sie sich in den Straßen von Paris zurechtzufinden, sie hat einen Faible für Schnecken und Muscheln und erkennt sie an ihren Formen. Außerdem liebt sie Bücher, die zu dieser Zeit nur selten in Blindenschrift verfügbar waren, und somit ihre kostbarsten Schätze sind.

Werner ist ein technisch hochbegabter Waise, der alles hinterfragt und seine Fragen in einem kleinen Notizbuch aufschreibt. Seine Klugheit machen sich die Nazis zunutze. Als er von ihnen aus dem Waisenhaus geholt wird, beginnt er immer weniger zu hinterfragen und versucht nicht an seine Schwester Jutta und die gemeiname Kindheit zu denken, die von heimlichem Radiohören auf dem Dachboden geprägt war und dem Wunsch nach mehr Wissen. Mich hat die Beschreibung der Veränderung von Werner fasziniert, seine Unfähigkeit für das einzustehen, was ihm einmal wichtig war und die zunehmende Anpassung an das System.

Aufgrund der Kriegsthematik ist es sicher kein leichtes Buch, dennoch ist es eine schöne und feinsinnige Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.


Inhalt:

 

"In seinem Roman erzählt Anthony Doerr kenntnisreich und in einer wunderschönen Sprache, kunstvoll miteinander verwoben, die Geschichte zweier Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg, der blinden Marie-Laure, die mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris nach Saint-Malo flieht, und des jungen Waisen Werner, der in der Wehrmacht eingesetzt wird. Unaufhaltsam treibt die Geschichte sie aufeinander zu, spannend, labyrinthisch und atemlos."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Alles-Licht-das-wir-nicht-sehen/Anthony-Doerr/btb-Taschenbuch/e474319.rhd



Über das Buch:


11,00
Taschenbuch, Broschur  
ISBN: 978-3-442-74985-0
Erschienen: 11.07.2016
Verlag: btb

 

Freitag, 11. August 2017

Martin Suter - Elefant





Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Was hat es denn nun mit dem rosa Elefanten auf sich?
Handelt es sich um ein geglücktes Genforschungsprojekt? Ist er ein burmesisches, heiliges Tier? Viellicht ein Haustier, welches seinem Besitzer hilft, vom Alkohol wegzukommen? Oder ist der Elefant eine Zirkusnummer, der die Menschen in den Zirkus locken soll?

Ein Genforscher will durch gezielte Manipulation einen rosa leuchtenden Elefanten erschaffen und sich damit Achtung und Ruhm in den Forscherkreisen verschaffen. Ein Obdachloser hat den kleinen Elefanten ins Herz geschlossen und füttert ihn liebevoll. Ein Elefantenflüsterer ist der festen Überzeugung, dass das Tier heilig ist. Es beginnt eine wirklich spannende und skurrile Geschichte rund um den rosa Elefanten, die sich in verschiedenen Milieus abspielt.

Martin Suter lohnt sich immer. Weil er in vielen seiner Romane eine spannende Story mit einem Thema verbindet, welches er sehr gut und genau recherchiert und in die Story einfliessen lässt. Dieses Mal widmet er sich dem Thema Gentechnologie, aber auch mit der Züricher Obdachlosenszene scheint er sich näher befasst zu haben.

Gute, spannende Unterhaltung.


Inhalt:

"Ein Wesen, das die Menschen verzaubert: ein kleiner rosaroter Elefant, der in der Dunkelheit leuchtet. Plötzlich ist er da, in der Höhle des Obdach­losen Schoch, der dort seinen Schlafplatz hat. Wie das seltsame Geschöpf entstanden ist und woher es kommt, weiß nur einer: der Genforscher Roux. Er möchte daraus eine weltweite Sensation machen. Allerdings wurde es ihm entwendet. Denn der burmesische Elefantenflüsterer Kaung, der die Geburt des Tiers begleitet hat, ist der Meinung, etwas so Besonderes müsse versteckt und beschützt werden."

Quelle: http://www.diogenes.ch/leser/titel/martin-suter/elefant-9783257069709.html

 

Über das Buch:


Hardcover Leinen
352 Seiten
erschienen am 18. Januar 2017
Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-257-06970-9
€ (D) 24.00

 


Sonntag, 23. Juli 2017

Ian McEwan - Nussschale


Warum es sich zu lesen lohnt:


Wie viel bekommt ein Kind im Bauch der Mutter mit, bevor es das Licht der Welt erblickt?

Trudys ungeborenes Baby bekommt so ziemlich alles mit: Den Herzschlag der Mutter, ihre Stimmung, ihre Bewegungen. Es lauscht Wort für Wort der Entstehung des Plans, den seine Mutter und deren Geliebter entwickeln, um den Kindsvater / Ehemann aus dem Weg zu räumen.  Und es ist Zeuge der leidenschaftlichen Stunden zwischen seiner Mutter und deren Liebhaber.

Außerdem handelt es sich bei dem ungeborenen Kind um einen echten Weinkenner, der soviel Wein zu trinken bekommt, dass er die Rebsorten bereits unterscheiden kann und schon einige Vorlieben entwickelt hat.

Dieses Buch war für mich aufgrund seiner Erzählperspektive lesenswert. Die Geschichte selbst hat mich weniger gefesselt. Ian McEwans geniale Sprache, sein skurriler Humor und die Tatsache, dass das Buch komplett aus der Sicht eines ungeborenes Kindes geschrieben ist, haben mich begeistert.


Inhalt:

 

"Eine klassische Konstellation: der Vater, die Mutter und der Liebhaber. Und das Kind, vor dessen Augen sich das Drama entfaltet. Aber so, wie Ian McEwan sie erzählt, hat man diese elementare Geschichte noch nie gehört. Verblüffend, verstörend, fesselnd, philosophisch – eine literarische Tour de Force von einem der größten Erzähler englischer Sprache.

Trudy betrügt ihren Ehemann. Sie wohnt nach wie vor in seinem Haus – einem heruntergekommenen Einfamilienhaus in London, das ein Vermögen wert ist –, aber ohne ihren Gatten, den Dichter und Verleger John. Stattdessen geht dort sein Bruder ein und aus, der zutiefst banale Bauunternehmer Claude. Trudy und Claude haben einen Plan. Doch ihre Intrige hat einen Zeugen: das wissbegierige, knapp neun Monate alte, ungeborene Kind in Trudys Bauch.
Von List und Leidenschaft, Verrat und Mord – ein atemberaubendes Drama, erzählt aus einer der ungewöhnlichsten Perspektiven der zeitgenössischen Literatur."

Quelle: http://www.diogenes.ch/leser/titel/ian-mcewan/nussschale-9783257069822.html 


Über das Buch:

 

Diogenes Verlag
Hardcover Leinen
288 Seiten
erschienen am 26. Oktober 2016
ISBN 978-3-257-06982-2
€ (D) 22.00


 


Sonntag, 9. Juli 2017

Claire Fuller - Eine englische Ehe

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Mir fällt es manchmal leichter, meine Gefühle niederzuschreiben, statt sie auszusprechen. Hin und wieder dient das Aufschreiben der Klärung, während ich schreibe, ordnen sich meine Gefühle und ich verstehe mich selbst ein Stück besser.

Der Romanfigur Ingrid geht es scheinbar ähnlich: Sie schreibt ihrem Mann Gil Briefe, die sie ihm jedoch nicht zu lesen gibt, sondern in seinen vielen Büchern versteckt. Diese Briefe, durch die man einen Einblick in die Liebesgeschichte von Ingrid und Gil bekommt, sind Hauptbestandteil des Romans. Durch die Briefe versteht der/die LeserIn Stück für Stück / Brief für Brief, warum Ingrid ihren Mann und ihre beiden Töchter zurückgelassen hat.

Parallel erzählt das Buch die Geschichte von Flora und Nan, den beiden Töchtern von Gil und Ingrid. Beide Frauen sind inzwischen erwachsen und verarbeiten ihre Kindheit und das Verschwinden der Mutter auf sehr unterschiedliche Weise.

Ein keines, sehr schönes, Detail des Buches, ist die Nennung der Bücher, in die Ingrid einen jeden Brief hineinsteckt. Es scheint, sie wählt die Briefverstecke mit Bedacht. Ob Gil diese Briefe je gefunden und gelesen hat, bleibt offen.

Mir hat der Roman gefallen, ganz besonders wegen der Briefe, die mich zum Teil sehr berührt haben. Eine eher leichte Lektüre für den Sommerurlaub, die mich aber durchaus gut unterhalten hat. 



Inhalt:

""Was ich liebe: Wie wir damals waren und wie wir hätten werden können."
Eigentlich hatte sie andere Pläne. Ein selbstbestimmtes Leben, Reisen, vielleicht eine Karriere als Schriftstellerin. Doch als sich Ingrid in ihren Literaturprofessor Gil Coleman verliebt und von ihm schwanger wird, wirft sie für ihn all dies über Bord. Gil liebt seine junge Frau, und dennoch betrügt er sie, lässt sie viel zu oft mit den Kindern in dem kleinen Ort an der englischen Küste allein. In ihren schlaflosen Nächten beginnt sie, Gil heimlich Briefe zu schreiben. Statt ihm ihre innersten Gedanken anzuvertrauen, steckt sie ihre Briefe in die Bücher seiner Bibliothek und verschwindet schließlich auf rätselhafte Weise. Zwölf Jahre später glaubt Gil, seine Frau wieder gesehen zu haben - und ihre gemeinsame Tochter Flora, hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, beginnt nach Antworten zu suchen, ohne zu ahnen, dass sie nur die Bücher ihres Vaters aufschlagen müsste, um sie zu erhalten ..."

 


Über das Buch: 

 

€ 22,00
Verlag: Piper
Erschienen am 01.03.2017
368 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Übersetzt von: Susanne Höbel
ISBN: 978-3-492-05791-2




Donnerstag, 15. Juni 2017

Benedict Wells - Vom Ende der Einsamkeit




Warum es sich zu lesen lohnt:


Obschon doch Geschwister in der Regel unter ähnlichen Bedingungen aufwachsen,  entwickeln sie sich doch zu komplett verschiedenen Persönlichkeiten. Oft sind sie schon als Babys oder Kleinkinder völlig unterschiedlich. Für mich war dieser Roman insbesondere durch den Blick auf drei Geschwister so lesenswert.

In diesem Buch habe ich Jules, Marty und Liz in ihren ersten 40 Lebensjahren begleiten dürfen, ich habe einen Einblick in ihre Kindheit bekommen, ihre Jugend und schließlich in ihre Lebensentwürfe und Liebeskonzepte im Erwachsenenalter. Alle drei haben in ihrer Kindheit einen schweren Schicksalsschlag erfahren und immer wieder zeigt der Autor wie unterschiedlich die Geschwister damit umgehen. 

""Nun ja, man kommt auf die Welt und wird geprägt von seiner Umwelt, den Eltern, von Schicksalsschlägen, Bildung und zufälligen Erfahrungen. Irgendwann sagt man dann wie selbstverständlich: "Ich bin so und so", meint damit aber nur seine Oberfläche, sein erstes Ich.....Um sein wahres Ich zu finden, ist es notwendig, alles in Frage zu stellen, was man bei der Geburt vorgefunden hat. Manches davon auch zu verlieren, denn oft lernt man nur im Schmerz, was wirklich zu einem gehört...Es sind die Brüche, in denen man sich erkennt.""

Benedict Wells zeigt die Leben der drei Geschwister in allen Facetten.  Die Berufswahl, Familienplanung, Umgang mit Freundschaften, ihre Talente, Ängste und auch ihre Liebesbeziehungen könnten unterschiedlicher nicht sein.

Marty kämpft mit diversen Zwängen, ist beruflich erfolgreich und entscheidet sich schon früh für die ruhige und sanftmütige Elena.
Liz ist eine Lebefrau, sie verdreht allen Männern den Kopf und bricht reihenweise Herzen. Ihr Leben ist exzessiv, spontan und konzeptlos.
Jules braucht Jahrzehnte um sich einzugestehen, dass er Alva liebt, die er schon seit dem Internat kennt. Er hat ein Talent für Fotografie und Sprache und es fällt ihm schwer. etwas aus diesem Talent zu machen.

Ein sehr schöner, melancholischer Roman. 



 Inhalt:

"»Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind: Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.« Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.
Jules und seine Geschwister Marty und Liz sind grundverschieden, doch ein tragisches Ereignis prägt alle drei: Behütet aufgewachsen, haben sie als Kinder ihre Eltern durch einen Unfall verloren. Obwohl sie auf dasselbe Internat kommen, geht jeder seinen eigenen Weg, sie werden sich fremd und verlieren einander aus den Augen. Vor allem der einst so selbstbewusste Jules zieht sich immer mehr in seine Traumwelten zurück. Nur mit der geheimnisvollen Alva schließt er Freundschaft, doch erst Jahre später wird er begreifen, was sie ihm bedeutet – und was sie ihm immer verschwiegen hat. Als Erwachsener begegnet er Alva wieder. Es sieht so aus, als könnten sie die verlorene Zeit zurückgewinnen, doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein."

Quelle: http://www.diogenes.ch/leser/titel/benedict-wells/vom-ende-der-einsamkeit-9783257069587.html 

Über das Buch:

 

Verlag: Diogenes
Hardcover Leinen
368 Seiten
erschienen am 24. Februar 2016
ISBN 978-3-257-06958-7
€ 22.00



Montag, 12. Juni 2017

Jonathan Safran Foer - Hier bin ich


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Jacob, Ehemann von Julia und Vater von 3 Jungs,  jongliert mit den unterschiedlichen Rollen in seinem Leben, er reflektiert und hinterfragt sie, manchmal hadert er auch mit ihnen. Der aufrichtige Wunsch allen Rollen gerecht zu werden und die Frage nach dem Sinn ziehen sich durch das ganze Buch hindurch.

"Er war ein Vater für seine Söhne, ein Sohn für seinen Vater, ein Ehemann für seine Frau, ein Freund für seine Freunde, aber wer war er für sich selbst?" 
Herausstechend an diesem Roman sind die Dialoge zwischen den Familienmitgliedern. Jacobs und Julias drei Söhne sind derart schlagfertig und klug, dass man den anspruchsvollen Wortwechsel einfach gerne folgt - manchmal amüsiert, manchmal emotional ergriffen. Jacob und Julia sind in den letzten Zügen ihrer Ehe und hadern mit dem Entschluss der Trennung. Jonathan Safran Foer beschreibt auf eine sehr bewegende und emotionale Weise ein Paar im Trennungsprozess.
"Gehen wir zu Bett. Diese vier Worte unterscheiden eine Ehe von jeder anderen Beziehung. Wir finden keinen gemeinsamen Nenner, aber lass uns zu Bett gehen. Nicht weil wir es tun möchten, sondern weil wir es tun müssen. Wir hassen einander gerade, aber lass uns zu Bett gehen...Jeder zieht sich in sich selbst zurück, doch man tut es gemeinsam."
Neben dem familiären Handlungsstrang greift der Autor auch politische Themen auf. Man erhält einen Einblick in das Leben der in den USA lebenden Juden und schließlich kommt es neben dem großen Familienkonflikt auch zu einem politischen Konflikt im Nahen Osten, der sich auf die Familie auswirkt.

Ein intellektuell anspruchsvoller Roman.

Inhalt:

 

"Wie können wir all die Rollen, die wir zu spielen haben, glaubhaft unter einen Hut bekommen? Wie gleichzeitig Sohn, Vater und Ehemann sein? Oder Mutter, Ehefrau und Geliebte? Erwachsener und Kind? Oder gar Amerikaner und Jude? Wie können wir wir selbst sein, wenn unser Leben doch so eng mit allen anderen verbunden ist? Diese Fragen stehen im Zentrum von Jonathan Safran Foers erstem Roman seit elf Jahren.
»Hier bin ich« erzählt von vier turbulenten Wochen im Leben einer Familie in tiefer Krise. Julia und Jacob haben sich auseinandergelebt, doch wie könnten sie sich trennen, ohne dass ihre drei Söhne darunter leiden oder gar sie selbst? Immer wieder diskutieren sie alle Szenarien durch, kümmern sich aufopferungsvoll um den inkontinenten Hund und die bevorstehende Bar Mitzwa des ältesten Sohns. Gerade als die israelische Verwandtschaft zur Familienfeier in Washington, D.C. eintrifft, ereignet sich ein katastrophales Erdbeben im Nahen Osten, das die Invasion Israels zur Folge hat. Die Fragen »Was ist Heimat? Was bedeutet Zuhause?« stellen sich noch einmal ganz neu, auch für Jacob.
Jonathan Safran Foer schreibt sich mit seinem dritten Roman endgültig in den Olymp der amerikanischen Literatur"

Quelle: http://www.kiwi-verlag.de/buch/hier-bin-ich/978-3-462-04877-3/

 

Über das Buch:

 

Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Titel der Originalausgabe: Here I Am
Aus dem amerikanischen Englisch von Henning Ahrens
ISBN: 978-3-462-04877-3
Erschienen am: 10.11.2016
688 Seiten, gebunden mit SU
26,00 €

Sonntag, 28. Mai 2017

Lena Andersson - Unvollkommene Verbindlichkeiten




Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Erneut lässt mich Lena Andersson eine Liebesgeschichte von Ester miterleben, bei der ich Ester hin und wieder am liebsten gepackt und geschüttelt hätte, um sie zur Einsicht zu bringen, weil sie sich erneut einen Mann ausgesucht hat, der ihr nicht zu geben vermag, was sie sich so sehr wünscht. Dieses Mal ist Esters Wahl auf einen verheirateten Mann gefallen. Ich bin sicher: Mein Schütteln hätte nichts geholfen.

Ester ist eine Meisterin der Interpretation und sie interpretiert Olofs Verhalten stets so, dass es Hoffnung auf Erwiderung der Liebe und Trennung von der Ehefrau gibt. Sie hält sich bereit, steht zur Verfügung, wenn Olof es wünscht und steckt immer wieder aufs Neue Verletzungen, Zurückweisungen und Demütigungen ein. Ihr dabei zuzusehen ist schwer auszuhalten.
"Sie liebte Olof nicht, weil er sie wie den letzten Dreck behandelte, sondern weil es wunderschön war, wenn er das nicht tat. Es war der Kontrast, der explosiv wirkte."
Olof sagt Ester immer wieder, dass er sich nie von seiner Ehefrau trennen wird und er und sie keine Beziehung miteinander haben. Dennoch macht er ihr immer wieder auf eine verquere Art Hoffnungen.

"Wie so viele andere konnte er es nicht ertragen, das zu verlieren, was er gar nicht haben wollte."
Es war nicht das Thema Dreiecksbeziehung, was mich an diesem Buch so fasziniert hat, es war die Sprache.

"Genaue Abmachungen sind der Schutz des schwächeren Teils, der stärkere will sich alles offenhalten, falls die Lust plötzlich ihre Richtung ändert. Schwach ist der Teil, der zu viel will, stark ist der, dem es mehr oder weniger egal ist."

Lena Andersson bringt das Liebesdilemma mal wieder schonungslos auf den Punkt und obwohl ich immer wieder den Kopf geschüttelt habe über Esters und Olofs Verhalten, so gab es doch auch kurze Momente des Verständnisses - für Beide.


Inhalt:

""Olof und Ester waren wie zwei Zahnräder. Zahnräder verwachsen nicht miteinander. Sie treiben einander lediglich an. Leider funktioniert das Ganze auch mit drei Zahnrädern, rein mechanisch geht das sogar hervorragend."

Nichts ist komplizierter als die Beziehung zwischen Mann und Frau. Das muss auch Ester Nilssons feststellen, Mitte dreißig und von Beruf Journalistin und Dichterin. Fünf Jahre sind vergangen seit ihrer unglücklichen Liebesbeziehung mit dem Künstler Hugo Rask, und Ester hat sich vorgenommen, dass ihr so etwas nie mehr passieren wird: einen Mann zu lieben, der sich nicht festlegen und ganz zu ihr bekennen will. Dann trifft sie bei einer Theaterprobe den Schauspieler Olof und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Olof macht kein Geheimnis daraus, dass er verheiratet ist. Trotzdem trifft er Ester. Die beiden gehen eine Beziehung ein, von der Olof behauptet, es sei keine. Er hat schließlich nicht vor, seine Frau zu verlassen. Also worauf wartet Ester?" 
Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Unvollkommene-Verbindlichkeiten/Lena-Andersson/Luchterhand-Literaturverlag/e505705.rhd

 

Über das Buch: 

 

18,00
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag 
ISBN: 978-3-630-87524-8
Erschienen: 10.04.2017
Verlag: Luchterhand




Montag, 22. Mai 2017

Valentina Cebeni - Die Zitronenschwestern

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Das Buch führte mich nach Italien auf eine kleine Insel. Dort habe ich Elettra auf der Suche nach ihrer Vergangenheit begleitet.  Die Handlung rankt sich um ein Kloster auf der Insel und seine Geschichte. Die Schicksale sind miteinander verwoben und dennoch war die Story für mich recht vorhersehbar und an manchen Stellen ein wenig zu kitschig.

Was mir an dem Buch jedoch sehr gefallen hat, waren die sinnlichen Beschreibungen der Zubereitung von Brot und Gebäck. Focaccine mit Äpfeln, Amarettini und Guelfi - nicht selten hatte ich während des Lesens den Wunsch diese Köstlichkeiten auf der Stelle selbst zuzubereiten und noch viel mehr Lust sie zu probieren. Wie gut, dass das Buch ein paar der Rezepte enthält.

Ein leichter Sommerroman, der mich gut unterhalten hat.

Inhalt:

"Elettras früheste Kindheitserinnerung ist der Duft von Anisbrötchen. Ihre Mutter war eine begnadete Bäckerin, deren Köstlichkeiten direkt den Weg zum Herzen der Menschen fanden. Doch seit sie schwer erkrankt ist, steuert die Bäckerei der Familie auf den Bankrott zu. Und Elettra ist ganz auf sich allein gestellt, denn sie erfuhr nie, wer ihr Vater ist. Als sie von einer kleinen Insel im Mittelmeer hört, auf der ihre Mutter die glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht haben soll, reist sie kurz entschlossen dorthin. Inmitten von Zitronenhainen stößt sie auf ein verlassenes Kloster, das eine alte Liebe verbirgt – und vielleicht das große Glück."
 Quelle: https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Die-Zitronenschwestern/Valentina-Cebeni/Penguin/e497071.rhd

Über das Buch:

 
Preis: 10,00   
Taschenbuch, Klappenbroschur   
ISBN: 978-3-328-10040-9 
Verlagn: Penguin  

Freitag, 19. Mai 2017

Gerhard Jäger - Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

 

Warum es sich zu lesen lohnt: 

 

Das Buch führte mich in ein Tiroler Bergdorf mit seinen kauzigen BewohnerInnen. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen, in den 50er Jahren und heute. Immer wieder werden aber auch Ausflüge in die noch ältere Vergangenheit unternommen und alte Sagen und Mythen zum Leben erweckt.

Gerhard Jäger gelingt es mit einer beeindruckenden Sprache ein Bild von diesem Dorf zu erschaffen. Eine geschlossene Welt in sich, mit eigenen Regeln und Gesetzen. Mich hat diese Welt fasziniert, in der man von der Natur und ihrer Gewalt abhängig ist und dies häufiger und unmittelbarer zu spüren bekommt, als wir es hier und heute gewohnt sind.

Durch die Schneemassen, die das Dorf eines Winters ereilen, legt sich eine bedrohliche und angespannte Stimmung über das Bergdorf. Gerhard Jäger beherrscht eine so bildhafte Sprache, dass die Stimmung für mich als Leserin spürbar wurde.

Die Geschichte des Buches ist spannend, zu lesen lohnt es sich jedoch in erster Linie wegen der Sprache des Autors. Ich hatte beim Lesen hin und wieder Gemälde vor Augen, die er mit seinen Worten erschaffen hat.

Ich sehe eine Frau mit einem roten Schultertuch und einem Weidenkorb in der Hand, die in der Dämmerung im Schnee steht. Ich sehe das Vieh im Stall, unruhig mit den Hufen scharrend, die Ohren gespitzt vom Donner der Lawinen. Dieses Buch war für mich eher ein imaginärer Bildband als ein Roman.


Inhalt:


"Ein sprachgewaltiger Roman über eine unerfüllte Liebe, einen ungeklärten Mord und eine spannende Spurensuche.

Im Herbst 1950 kommt der junge Wiener Historiker Max Schreiber in ein Tiroler Bergdorf, um einem alten Geheimnis auf den Grund zu gehen. Konfrontiert mit der archaischen Bergwelt und der misstrauischen Dorfgemeinschaft , fühlt er sich mehr und mehr isoliert. In seiner Einsamkeit verliert er sich in der Liebe zu einer jungen Frau, um die jedoch auch ein anderer wirbt. Als ein Bauer unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ein Stall lichterloh brennt und der Winter mit ungeheurer Wucht und tödlichen Lawinen über das Dorf hereinbricht, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Schreiber gerät unter Mordverdacht und verschwindet spurlos – nur seine Aufzeichnungen bleiben zurück.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später will ein alter Mann endlich die Wahrheit wissen. Von seinen eigenen Schatten verfolgt, begibt er sich auf Spurensuche in die Vergangenheit.

Raffiniert, voller Rhythmus und Poesie erzählt Gerhard Jäger von der Magie, aber auch von der Brutalität eines Ortes, der aus Raum und Zeit gefallen scheint."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Der-Schnee,-das-Feuer,-die-Schuld-und-der-Tod/Gerhard-Jaeger/Blessing/e502067.rhd 

Über das Buch:  

 

€ 22,99
ISBN: 978-3-89667-571-2
Erschienen: 26.09.2016
Blessing Verlag