Sonntag, 24. September 2017

Dirk Stermann - Der Junge bekommt das Gute zuletzt


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Bei der Lesung von Dirk Stermann im Dezember 2016 in München, habe ich viel gelacht, auch wenn mir das Lachen manchmal im Hals stecken geblieben ist. Unbedingt wollte ich dann auch den Teil des Buches lesen, den der Autor nicht vorgetragen hat. Scheinbar hat er sich in der Lesung für die absurden und komischen Textstellen entschieden, denn eigentlich handelt es sich um ein sehr melancholisches Buch.

Claude ist 13 Jahre alt und einsam, so einsam, dass es beim Lesen manchmal weh tut.

"Meine Eltern verwirklichten auch mein Leben. Wie plötzlich alles geschehen war! Wieso hatte ich nicht früher bemerkt, was auf mich zukam? Ich hatte mich zu sehr damit abgefunden, dass Mama ein Satelit ist, der sich in fremden Umlaufbahnen wohler fühlt. Ihr Leben ohne mich war schlüssiger...Papa wurde von seinem Hodensack dirigiert. Seine Hoden bestimmten, wie er dachte, wie er fühlte, was er sagte..."Sex ist ein Supermarkt mit vielen Regalen", sagte er einmal. Für mich war in diesem Supermarkt kein Platz."

Von seinen Eltern völlig allein gelassen und auf sich gestellt, freundet sich Claude mit einem serbischen Taxifahrer aus dem Haus an, der seinen Job nicht an den Nagel hängt, auch wenn es Tage gibt, an denen er seine Beine nicht spürt und deswegen nicht bremsen kann.

Claude verliebt sich in Minako und wie durch ein Wunder, verliebt sich Minako auch in ihn. Minako war auf einer Waldorfschule, bevor sie in seine Klasse kam. Aber sie konnte so schlecht tanzen, dass dort alle dachten, sie heisst Renate, wenn sie ihren Namen tanzte.

Dirko und Minako werden zum Familienersatz für Claude, doch er hat scheinbar einfach kein Glück, wenn es um Beziehungen geht und die Einsamkeit holt ihn immer wieder ein.

Ein absurdes, trauriges Buch, dass mich durch den schwarzen Humor dennoch immer wieder zum Lachen gebracht hat.  

 

Inhalt:

"Der Bestsellerautor und Humorist Dirk Stermann hat den traurigsten Roman der Welt geschrieben: Sein Held ist noch nicht vierzehn und schon ganz allein.
Claude ist anders als andere Dreizehnjährige; da muss man gar nicht erst seine Faszination für die Geschichte der Todesstrafe in Wien erwähnen. Sein Vater lehrt Posaune am Konservatorium, die Mutter ist Ethnologin aus Leidenschaft, und das geht so weit, bis eines Tages ein echter Indio in die Wohnung zieht. Eilig wird eine Mauer hochgezogen: Auf der einen Seite wohnt die Mutter mit Claudes Bruder und dem neuem Liebhaber, auf der anderen Claude und sein Vater. Der hat aber schnell auch eine Neue (Flötistin, Veganerin, Deutsche). Bald sind beide Parteien ausgezogen, Claude bleibt allein zurück, warum auch nicht? Überhaupt soll er weniger rumjammern, findet seine dicke Großmutter, und mehr an andere denken.
Jetzt hat Claude nur noch Taxifahrer Dirko, der ihn täglich in das Elitegymnasium fährt, wo Claude regelmäßig von den reichen Mitschülern vermöbelt wird. Dirko kommt aus Serbien, hat eine Hütte an der Donau und eine Schublade voller falscher Ausweise. Er ist mal Däne, mal Armenier und kann Geschichten erzählen ohne Ende. Wie die von dem Biologen Justin Smith, der im Selbstversuch eine Schmerzskala aller Insektenstiche erstellt hat, vom Fruchtwesplein bis hin zur furchtbaren 24-Stunden-Ameise, deren Gift einen Tag lang schmerzt wie eine Schussverletzung. Wer kann so etwas aushalten?
Irgendwann lernt Claude an seiner neuen Schule auf einem alten Donaufrachtschiff ein Mädchen kennen. Liebe erwacht. Claude und Minako machen sich daran, ihre eigene Familie zu gründen, dabei sind sie beide doch noch so jung. Ob das ohne Schmerzen abgeht?"

Quelle: https://www.rowohlt.de/hardcover/dirk-stermann-der-junge-bekommt-das-gute-zuletzt.html

Über das Buch:

Verlag:  Rowohlt
Hardvover, 19,95 €
Erscheinungstermin:  10.10.2016
224 Seiten
ISBN:  978-3-498-06438-9

 



Donnerstag, 21. September 2017

Anthony Doerr - Alles Licht, das wir nicht sehen

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Manchmal begegnen sich zwei Menschen nur einen ganz kurzen Augenblick in ihren Leben und dieser Augenblick wirkt sich auf das komplette Leben danach aus, auch wenn sie sich danach nie wieder sehen.

Zwei junge Menschen während des zweiten Weltkriegs, die komplett getrennt voneinander existieren und sich schliesslich einen kurzen, aber bedeutsamen Augenblick lang begegnen. Ein schicksalhafter Moment für Beide. Im kapitelweisem Wechsel erzählt das Buch die Geschichte von Marie-Laure und Werner.

Marie-Laure ist blind. Wie sie sich durch ihr Leben bewegt, ohne zu sehen, aber umso mehr zu hören, zu fühlen, zu schmecken und zu tasten, hat mir an dem Buch am besten gefallen. Anhand eines Holzmodells des Viertels lernt sie sich in den Straßen von Paris zurechtzufinden, sie hat einen Faible für Schnecken und Muscheln und erkennt sie an ihren Formen. Außerdem liebt sie Bücher, die zu dieser Zeit nur selten in Blindenschrift verfügbar waren, und somit ihre kostbarsten Schätze sind.

Werner ist ein technisch hochbegabter Waise, der alles hinterfragt und seine Fragen in einem kleinen Notizbuch aufschreibt. Seine Klugheit machen sich die Nazis zunutze. Als er von ihnen aus dem Waisenhaus geholt wird, beginnt er immer weniger zu hinterfragen und versucht nicht an seine Schwester Jutta und die gemeiname Kindheit zu denken, die von heimlichem Radiohören auf dem Dachboden geprägt war und dem Wunsch nach mehr Wissen. Mich hat die Beschreibung der Veränderung von Werner fasziniert, seine Unfähigkeit für das einzustehen, was ihm einmal wichtig war und die zunehmende Anpassung an das System.

Aufgrund der Kriegsthematik ist es sicher kein leichtes Buch, dennoch ist es eine schöne und feinsinnige Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.


Inhalt:

 

"In seinem Roman erzählt Anthony Doerr kenntnisreich und in einer wunderschönen Sprache, kunstvoll miteinander verwoben, die Geschichte zweier Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg, der blinden Marie-Laure, die mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris nach Saint-Malo flieht, und des jungen Waisen Werner, der in der Wehrmacht eingesetzt wird. Unaufhaltsam treibt die Geschichte sie aufeinander zu, spannend, labyrinthisch und atemlos."

Quelle: https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Alles-Licht-das-wir-nicht-sehen/Anthony-Doerr/btb-Taschenbuch/e474319.rhd



Über das Buch:


11,00
Taschenbuch, Broschur  
ISBN: 978-3-442-74985-0
Erschienen: 11.07.2016
Verlag: btb