Mittwoch, 29. November 2017

Anna Quindlen - Unsere Jahre in Miller´s Valley

 

 

Warum es sich zu lesen lohnt:


Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Gibt es dafür immer einen Anstoss von aussen oder kann der Grund auch in einem selbst liegen?

In diesem Buch ist mir, wie in der letzten Zeit öfter, wieder das Thema "Heimat" begegnet. Familie Miller lebt sein Generationen im Miller´s Valley und ist dort fest verwurzelt. Das Dorf soll jedoch zerstört werden und die BewohnerInnen müssen nach und nach umziehen. Wir begleiten Mimi durch ihr ganzes Leben, ihre Kindheit und Jugend verbringt sie auf der Farm im Valley.

Anna Quindlen beschreibt das Familienleben und die Charaktere der Familien- und Dorfmitglieder auf eine sehr schöne und ruhige Art. Da wäre Tante Ruth, die seit Jahrzehnten die Wohnung nicht mehr verlassen hat. Man ahnt bereits, dass es dafür einen Grund gibt. Mimis Mutter ist eine fleißige Krankenschwester, die soviele Intimitäten über die BewohnerInnen des Dorfes weiß und doch immer darüber schweigt. Mimis Brüder Ed und Tommy könnten unterschiedlicher nicht sein. Tommy zieht in den Krieg und kommt verändert zurück und hat all seine positive Ausstrahlung verloren. Ed hat sich früh aus dem Valley verabschiedet und ist in die Großstadt gezogen. Seine Besuche gleichen einer Pflichtveranstaltung.  

Mimi hat ein großes Verantwortungsgefühl für ihre Familie, sie kümmert sich um die schrullige Tante, den kranken Vater, den unehelichen Sohn ihres Bruders und den Hof der Familie. Immer wieder wird sie von ihrer Mutter ermuntert, ihr eigenes Leben zu leben und fortzugehen aus dem Valley. Doch es dauert eine ganze Weile, bis Mimi so weit ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Ein unterhaltsames, leichtes Buch für entspannte Lesestunden.


Inhalt:

"Warum man manchmal den Ort, den man liebt, verlassen muss, um sich selbst zu finden

Seit Generationen leben die Millers in Miller's Valley. Doch jetzt soll der Fluss, an dem das Örtchen liegt, zu einem Wasserreservoir gestaut, das ganze Tal geflutet werden. Während der Tag näher kommt, an dem ihre Heimat für immer verschwinden wird, erinnert Mimi sich an ihre Kindheit und Jugend in Miller's Valley und wie sie den Mut fand, ihren eigenen Weg zu gehen.

Eine kraftvolle, emotionale Geschichte über eine Familie und eine Dorfgemeinschaft, die sich unabwendbaren Veränderungen stellen muss; über sonnendurchflutete Kindheitstage, Wachstumsschmerzen und die Kunst, sich selbst und eine neue Heimat zu finden. Unsere Jahre in Miller's Valley erinnert uns daran, dass der Ort, an dem wir aufgewachsen sind, und die Menschen darin zwar verschwinden mögen, aber in unserem Herzen auf immer weiterleben."
 Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Unsere-Jahre-in-Millers-Valley/Anna-Quindlen/DVA-Belletristik/e513041.rhd

 

Über das Buch:

 

20,00
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag 
ISBN: 978-3-421-04758-8
Erschienen: 21.08.2017
Verlag: DVA




Dienstag, 21. November 2017

Mariana Leky - Was man von hier aus sehen kann


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Manchmal klappe ich ein Buch zu und weiß, dass mir die Figuren darin fehlen werden. An diese skurrilen BewohnerInnen des kleinen Dorfes im Westerwald, werde ich ganz sicher noch länger denken:

Selma - eine alte Frau, die häufig um Rat gefragt wird. Sie ist die Großmutter von Luise und wenn Selma von einem Okapi träumt, wird bald jemand sterben. Selma liebt Mon Cherie und hat ein riesiges Herz.

Luise - Selmas Enkelin. Ihre Eltern sind unglücklich verheiratet, ihr bester Freund kommt ums Leben als sie gerade einmal 10 Jahre alt ist. Als sie erwachsen ist, verliebt sie sich ausgerechnet in einen buddhistischen Mönch.

Der Optiker - Philosoph und herzensguter Mann. Er liebt Selma, schafft es aber nicht, ihr das zu sagen und hortet statt dessen unzählige angefangene Liebesbriefe an sie. Seine inneren Stimmen halten ihn davon ab, den Mut zu haben, seine Liebe zu gestehen.

Marlies - depressiv und immer schlecht gelaunt. 

Palm - ein jähzorniger Alkoholiker. 

Elsbeth - abergläubisch und die Tratschtante des Dorfes.
 
Sie alle habe ich während des Lesens ins Herz geschlossen und für eine Weile am Dorfleben teilgenommen. Im Dorf spielen sich allerhand Geschichten ab, viel dreht sich dabei um die Liebe und den Tod.

Wenn Selma von einem Okapi träumt, hat das ganze Dorf Angst davor, sterben zu müssen. Dann werden noch Geheimnisse gelüftet, Angelegenheiten geklärt und der Atem angehalten. Wenn man dann verschont wurde, fallen reihenweise Steine vom Herzen.
"Sie waren heilfroh und nahmen sich vor, sich künftig an allem zu freuen und dankbar zu sein, weil sie noch vorhanden waren. Sie nahmen sich vor, sich zum Beispiel endlich einmal ausgiebig an dem Lichtspiel zu freuen, das die Morgensonne in den Apfelbaumzweigen veranstaltete. Die Leute im Dorf hatten sich das schon häufig vorgenommen, wenn zum Beispiel ein Dachziegel sie nicht getroffen hatte oder eine schlimme Verdachtsdiagnose ausgeschlossen worden war. Aber immer kam nach kurzer Zeit der Dankbarkeit und Freude dann ein Wasserrohrbruch oder eine Nebenkostenabrechnung, und da waren Freude und Dankbarkeit dann schnell verwässert, da war man dann nicht mehr dankbar, dass man vorhanden war, da war man dann verärgert, dass mit einem selbst auch Nebenkostenabrechnungen oder Wasserrohrbrüche vorhanden waren, und das Sonnenlicht im Apfelbaum konnte einpacken."

Der Roman wird aus Luises Perspektive erzählt und besteht aus 3 Teilen. Er beginnt mit Luises Kindheit und endet als sie ca. 30 Jahre alt ist. Das Buch ist voller schöner und kluger Textstellen und ein absolutes Wohlfühlbuch, was mich mehrmals beim Lesen tief berührt hat.

Ein Buch über das Leben, die Liebe und den Tod und das alles in einer wundervollen Sprache mit viel Humor.



Inhalt:

"Von der unbedingten Anwesenheit im eigenen Leben 


Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.
›Was man von hier aus sehen kann‹ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan …"
Quelle: http://www.dumont-buchverlag.de/buch/leky-was-man-von-hier-aus-sehen-kann-9783832198398/



Über das Buch: 

 

320 Seiten, mit farbigem Vorsatz und Lesebändchen
Erscheinungstag: 18.07.2017
ISBN 978-3-8321-9839-8
Verlag: Dumont
Hardcover 20,00 €

Donnerstag, 16. November 2017

Ada Dorian - Schlick


 

Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ich mag die Vorstellung, dass ein Haus eine Geschichte in sich trägt, geschrieben von den Menschen die dort gelebt haben. Gerade in der Großstadt wissen wir oft zu wenig über die Vergangenheit unseres Zuhauses.

In diesem Buch erhält Svea die Möglichkeit etwas über die Geschichte des Hauses zu erfahren, in welches sie gerade eingezogen ist. Der Roman wechselt kapitelweise zwischen der Gegenwart und der Zeit des ersten Weltkriegs.

Svea, die bisher ein unstetes Leben geführt hat, wird ungeplant schwanger und entschließt sich mit dem Vater des Kindes zusammen in sein leerstehendes Elternhaus zu ziehen. Sie ist sich nicht sicher, ob die Entscheidung für das Kind, seinen Vater und das Leben auf dem Land richtig war. Im Haus findet sie Fotos und alte Briefe, die ihr von einer Frau erzählen, der es hundert Jahre zuvor ähnlich ergangen ist - Helene.

Helene hat der Krieg den Mann genommen und sie ist alleine mit ihrer kleinen Tochter Sophie. Sie beginnt einen Briefwechsel mit einem Soldaten an der Front, von dem keiner wissen darf und freundet sich heimlich mit Magda an.

Die beiden Frauen haben viele Gemeinsamkeiten und Geheimnisse, über die Ada Dorian in einer sehr schönen Sprache schreibt. Ein eindrucksvolles Buch, in dem auch Familiengeheimnisse eine Rolle spielen.


Inhalt:

"Ada Dorian erzählt poetisch von zwei Frauen, deren Einsamkeit sie verbindet.

Ein Toter und zwei Lebende auf einem Bild. Vater, Mutter, Kind. Dieses Foto hätte es so gar nicht geben dürfen – und doch hing es wie selbstverständlich jahrzehntelang in dem Haus, in das Svea mit ihrem Neugeborenen einzieht. Während sie mit ihrem eigenen Leben hadert, ist Svea fasziniert von Helene, der Frau auf dem Bild.
Ein poetischer Roman über zwei Frauen, die sich verblüffend ähnlich sind, obwohl sie hundert Jahre trennen, über die Konstruktion von Erinnerungen und darüber, wie viel Ungesagtes eine Familie verträgt."

Quelle: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/schlick-9783961010059.html

 

Über das Buch:

 

18,00 €
Hardcover mit Schutzumschlag
272 Seiten
ISBN-13 9783961010059
Erschienen: 13.10.2017
Verlag: Ullstein

 

 

Freitag, 10. November 2017

Ulla Hahn - Wir werden erwartet


Warum es sich zu lesen lohnt:

 

Ulla Hahn beendet mit diesem Buch einen Romanzyklus, der mit "Das verborgene Wort" 2006 seinen Anfang nahm. Von diesem Buch war ich damals total begeistert. Es beschreibt die Kindheit von Hilla Palm in den 50er Jahren, die bereits als Kind eine Faszination für Wörter und Sprache hat, die bei den Eltern aus der Arbeiterklasse keinen Anklang findet.

Nun schreibt Ulla Hahn über die 70er Jahre, Hilla ist inzwischen 25 Jahre alt und studiert in Köln. Sie hat ihre große Liebe Hugo gefunden und muss in diesem Band mit dem Verlust eben dieser klarkommen. Es geht viel um Politik, um den Kommunismus und die Situation in Deutschland Ende der 60er Jahre. Mir war das bisweilen zu langatmig und ausführlich.

Für mich war das Buch lesenswert wegen Hillas Beziehung zu ihren Eltern. Es findet eine Versöhnung mit den Eltern auf der inneren Ebene statt. Die Situationen in denen Hilla ihrem Vater begegnet und ihn plötzlich aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit anderen Augen sehen kann, haben mich sehr berührt. Es kehrt Frieden ein im Verhältnis zu den Eltern, die ihr soviel Kummer bereitet haben, weil sie sich Zeit ihres Lebens so unverstanden von ihnen gefühlt hat.  Für mich stand die Aussöhnung mit den Eltern bei diesem Roman im Vordergrund, weil mich dies am meisten fasziniert hat.

Das Buch ist zwar der vierte Teil einer Reihe, ist aber durchaus auch lesbar, ohne die anderen Bücher zu kennen. Mir persönlich hat allerdings der erste Teil (Das verborgene Wort) am besten gefallen.

 

 

Inhalt:

 

"Die Geschichte einer verführbaren jungen Frau in den turbulenten Jahren nach 1968

Die Welt steht Hilla Palm offen. Nach langem Suchen hat das Mädchen aus einfachem Hause endlich ihre Heimat gefunden: in der Literatur und Hugo, dem Mann, der Hilla mit all ihren bitteren Erfahrungen annimmt. Zusammen entdecken sie die Liebe und erleben die 68er Jahre, in denen alles möglich scheint.

Doch dann durchkreuzt das Schicksal ihre Pläne, und verzweifelt sucht Hilla Halt bei Menschen, die für eine friedvollere, gerechtere Welt kämpfen. Die marxistische Weltanschauung wird ihr zum neuen Zuhause. Beherzt folgt sie ihren Überzeugungen und muss am Ende doch schmerzlich erkennen, dass Freiheit ohne die Freiheit des Wortes nicht möglich ist.

„Wir werden erwartet“ erzählt mitreißend die Geschichte einer suchenden jungen Frau in den turbulenten Jahren zwischen 1968 und dem Deutschen Herbst. Ein nachdenklich stimmendes Buch über den Mut, die Gesellschaft und sein Leben zu verändern – ein Buch über die Kraft der Versöhnung"
Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Wir-werden-erwartet/Ulla-Hahn/DVA-Belletristik/e522782.rhd 


Über das Buch:

 

28,00 Euro   
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag ISBN: 978-3-421-04782-3
Erschienen: 28.08.2017
Verlag: DVA